4 Dinge, die wir aus den jüngsten Jahresergebnissen von Liebherr gelernt haben

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Der deutsch-schweizerische Baumaschinenhersteller Liebherr schloss das Jahr 2024 mit einem Rekordumsatz von 14,6 Milliarden Euro (16,1 Milliarden US-Dollar) ab. Dies entspricht einer Steigerung von 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und dem höchsten Wert in der Unternehmensgeschichte.

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Zwar verlangsamte sich das Wachstum im Vergleich zu den vergangenen fünf Jahren, doch der in Familienbesitz befindliche Konzern stellte die Stärke seiner dezentralen Struktur unter Beweis. Er erzielte hervorragende Leistungen in den Bereichen Mobilkräne, Bergbau und Getriebetechnik und war trotz eines insgesamt schleppenden Baumaschinenmarkts auf dem Weg zu einem Rekordjahr.

„Die Firmengruppe Liebherr hat erneut einen Rekordumsatz erzielt … und damit ein neues Allzeithoch erreicht“, heißt es in dem Geschäftsbericht des Unternehmens.

Hier sind vier Dinge, die wir aus den Ergebnissen des Gesamtjahres gelernt haben.

1) Liebherrs Diversifizierung federt Einbrüche im Bausektor ab
Der auf der MINExpo unterzeichnete Vertrag zwischen Liebherr und Fortescue (Bild: Liebherr) Dr. Willi Liebherr (links), Verwaltungsratsmitglied der Liebherr-International AG, und Dr. Andrew Forrest (rechts), Vorstandsvorsitzender von Fortescue, unterzeichnen auf der MINExpo 2024 in Las Vegas, USA, eine vertragliche Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen. (Bild: Liebherr)

„Das Geschäft entwickelte sich in den verschiedenen Produktsegmenten sehr unterschiedlich“, so Liebherr. „Dank der Diversifizierung und Dezentralisierung der Unternehmensgruppe gelang es, diese rückläufigen Tendenzen durch die erfolgreiche Vermarktung anderer Produkte auszugleichen.“

Die Sparte Bau- und Bergbaumaschinen von Liebherr erwirtschaftete im Jahr 2024 einen Umsatz von 9,9 Milliarden Euro, ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Dieses Wachstum wurde trotz Gegenwinds in der Baubranche erzielt, insbesondere in Deutschland, wo Baubeginne und die Nachfrage nach Ausrüstung zurückgingen. In der Europäischen Union, Liebherrs traditionell größtem Markt, sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro.

Das diversifizierte Produktportfolio des Konzerns bot jedoch ein Puffer; allein das Segment der Mobil- und Raupenkrane wuchs um 13,4 % auf 3,9 Milliarden Euro, angeführt von der starken Nachfrage in den USA, Südkorea und Großbritannien. Im Bergbau, einem weiteren Pluspunkt für Liebherr, stieg der Umsatz um 14,7 % auf 1,7 Milliarden Euro. Die hohen Zahlen wurden durch die hohe Nachfrage in Indonesien und Australien angetrieben, darunter ein 2,8-Milliarden-Dollar-Deal für emissionsfreie Ausrüstung mit Fortescue, einem Metallbergbauunternehmen aus Perth in Westaustralien.

Die positive Entwicklung im Bergbau sowie bei Mobil- und Raupenkranen trug im vergangenen Jahr dazu bei, die ansonsten schwachen und geradezu kalten Bausegmente von Liebherr zu stärken. Erdbewegung, Betontechnik und Turmdrehkrane verzeichneten jeweils Rückgänge von 2,2 %, 21,2 % bzw. 38,2 %.

Zum starken Rückgang bei Turmdrehkranen erklärte Liebherr: „Insbesondere Deutschland und die Niederlande verzeichneten deutliche Umsatzrückgänge. Auch die Märkte in Nicht-EU-Ländern und Nordamerika verzeichneten einen rückläufigen Trend. Insbesondere die USA verzeichneten einen massiven Umsatzrückgang.“

Diese Verluste wurden teilweise durch Zuwächse im Bereich Spezialtiefbaumaschinen (plus rund 4 Millionen Euro) und stabile Umsätze bei Materialumschlagmaschinen, insbesondere in Nordamerika und Asien, ausgeglichen.

2) Liebherr-Forschung und -Entwicklung konzentriert sich auf Autonomie, KI und alternative Energien
L 566 H im Test (Bild: Liebherr) Liebherr testet seinen wasserstoffbetriebenen Radlader L 566 H am Standort Bischofshofen in Österreich. (Bild: Liebherr)

Liebherr investierte im vergangenen Jahr 666 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung (F&E). Die größten Anstrengungen konzentrierten sich auf Elektro-, Hybrid- und Wasserstoffantriebssysteme, Digitalisierung und Autonomie.

Das Unternehmen präsentierte den L 566 H, den weltweit ersten Radlader mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor, und lieferte den Prototyp eines wasserstoffbetriebenen Mining-Trucks T 264 aus. Darüber hinaus begann die Serienproduktion des mobilen Energiespeichersystems LPO 100 und stellte den batterieelektrischen Hybridkran LTC 1050-3.1E vor.

„Weltweit erster“ großer Radlader mit Wasserstoffmotor
„Weltweit erster“ Großradlader mit Wasserstoffmotor Liebherr präsentiert Großradlader mit Wasserstoffmotor und eröffnet erste Wasserstofftankstelle im Bundesland Salzburg

Auch die Forschung im Bereich der autonomen Fahrzeuge nahm Fahrt auf. Die Bergbausparte von Liebherr brachte die Plattform IoMine auf den Markt, die autonome Operationen ermöglicht.

„IoMine – das erweiterte Technologieportfolio des Bergbauproduktsegments – wurde im Geschäftsjahr eingeführt und umfasst halb- und vollautonome Produkte wie die Autonomous Haulage Solution, das Fleet Management System und das Machine Guidance System“, so Liebherr.

Im Bereich Tiefbau optimierte das Unternehmen automatisierte Funktionen zur Bodenverdichtung, während sein Turmdrehkrangeschäft eine Pendelregelungstechnologie und neue Betriebssysteme für mehrere Modelle einführte.

„Um Sicherheit, Effizienz und Benutzerfreundlichkeit in Anwendungen wie teilautonomen oder autonomen Maschinen zu gewährleisten, erforscht Liebherr verschiedene maschinenbasierte Lernalgorithmen“, so das Unternehmen weiter. „Diese zielen darauf ab, intelligente Entscheidungen und Vorhersagen zu treffen, damit Maschinen ihre Umgebung wahrnehmen und Hindernisse sowie Menschen erkennen können.“

Im Rahmen seiner Digitalisierungsstrategie hat Liebherr außerdem seine Online-Plattform MyLiebherr und den Marktplatz für Gebrauchtmaschinen erweitert, die Remote-Service-Tools verbessert und ein neues Kompetenzzentrum für künstliche Intelligenz geschaffen.

3) Regionaler Blick: Australien und die USA waren für Liebherr eine große Erleichterung
Bau des US Route 191-Projekts Ein Liebherr-Raupenbagger arbeitet an der Neuausrichtung der US Route 191 in Utah, USA. (Bild: Liebherr)

Während die EU rückläufig war, trugen andere Regionen dazu bei, den globalen Umsatzmix auszugleichen.

Der Umsatz in Asien und Ozeanien stieg um 21,8 % auf 2,72 Milliarden Euro, vor allem dank Australien und Japan. In Nordamerika, angeführt von den USA und Kanada, stieg der Umsatz um 5 % auf 2,57 Milliarden Euro.

In Südamerika und Mittelamerika ging der Umsatz um 6,3 % auf 503 Millionen Euro zurück, während die Region Afrika, Naher und Mittlerer Osten einen Zuwachs von 9,4 % verzeichnete, wobei Südafrika und Saudi-Arabien die Haupttreiber dieses Wachstums waren.

Vielleicht als Reaktion auf sein starkes Jahr in Nordamerika kündigte Liebherr auch Investitionen zur Stärkung seiner regionalen Präsenz an, darunter ein geplantes neues Logistikzentrum in Mississippi, USA, und die Modernisierung seiner Anlage für Bergbau-LKW in Virginia, USA.

4) Vorsichtiger Ausblick für 2025 trotz solider Auftragslage
Bau der Çanakkale-Brücke von 1915 in Türkiye (Bild: Adobe Stock) Kräne auf der Baustelle beim Bau der Çanakkale-Brücke von 1915 in der Türkei. (Bild: Adobe Stock)

Liebherr erwartet für 2025 ein moderates Wachstum, sieht aber in einigen baunahen Segmenten weiterhin Volatilität. Das Unternehmen rechnet mit moderatem Wachstum im Jahr 2025, wobei sich die Umsatzverteilung seitwärts entwickeln wird.

Als Gründe für eine weiterhin vorsichtige Haltung nannte die Gruppe die schwache Nachfrage auf den europäischen Wohnungsmärkten und den hohen Kostendruck in der gesamten Branche.

„Die europäische Bauwirtschaft steht weiterhin vor schwierigen Zeiten, nicht zuletzt aufgrund hoher Zinsen und Energiepreise sowie steigender Personalkosten“, stellte Liebherr fest.

Weitere makroökonomische Risiken sind anhaltende Konjunkturabschwünge in Deutschland, eine straffere Geldpolitik und anhaltende geopolitische Instabilität. Liebherr sagte: „Geopolitische Spannungen und globale Handelsbarrieren werden die Haupttreiber der Entwicklungen in den kommenden Monaten sein.“

Das dezentrale Modell, die finanzielle Unabhängigkeit und die regionale Diversifizierung des Unternehmens bleiben jedoch wichtige Vorteile. Auch dieses Jahr dürfte es positive Entwicklungen geben, denn das Unternehmen prognostiziert für den Tiefbau ein Umsatzwachstum im Jahr 2025, unterstützt durch Tiefbauprojekte in Afrika und Asien.

Liebherr gestaltet auf der Bauma die Zukunft
Liebherr gestaltet die Zukunft auf der Bauma. Mehr als 70 Exponate auf vier separaten Ständen.

„Auch in der Region Afrika, Naher und Mittlerer Osten entwickelte sich das Wachstum dynamisch, vor allem aufgrund großer Infrastrukturprojekte“, erklärte Liebherr. „Auch in Mittel- und Südamerika verzeichneten wir Umsatzzuwächse. Die Region Asien und Ozeanien entwickelte sich positiv, vor allem dank Hongkong.“

In Südafrika erwarb das Ingenieurbüro T3 Projects drei Liebherr-Krane: LTM 1300-6.3, LRT 1100-2.1 und LRT 1130-2.1. Die Geräte werden zur Unterstützung komplexer Bauvorhaben, insbesondere im Bergbau, eingesetzt.

In Pakistan arbeitete Liebherr mit dem chinesischen Unternehmen Shanghai Electric an der Kohlemine Thar Block 1, einem zentralen Baustein des chinesisch-pakistanischen Wirtschaftskorridors (CPEC). In der Türkei spielten Liebherr-Turmdrehkrane 357 HC-L eine entscheidende Rolle beim Bau der Çanakkale-Brücke aus dem Jahr 1915. Die 4.608 m lange Brücke verbindet Europa und Asien innerhalb des Landes. Sie ist die längste Hängebrücke der Welt. Liebherr-Krane arbeiteten bei diesem Projekt in einer Höhe von 318 m.

Fazit

Die Ergebnisse von Liebherr für das Jahr 2024 spiegeln ein Unternehmen wider, das sich auf seine Stärken besinnt und sich darauf vorbereitet, auf der Bauma-Messe in München (7.-11. April) auf seinen 14.000 m² großen Außen- und Innenausstellungsflächen 70 Produkte zu präsentieren.

Trotz des schwierigen Bauumfelds in Europa könnten sich die strategischen Investitionen des Unternehmens in den Bereichen Bergbau, Elektrifizierung und autonome Systeme auszahlen.

Durch kontinuierliche Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie den Ausbau der internationalen Geschäftstätigkeit hofft Liebherr, sich so zu positionieren, dass das Unternehmen die kurzfristige Volatilität überstehen und gleichzeitig seinem erklärten Ziel einer nachhaltigeren, technologiegestützten Bauzukunft näher kommen kann.

Liebherr-Raupenkrane bei der Neutrassierung der US Route 191 im Einsatz
Liebherr-Raupenkrane werden für die Neuausrichtung der US Route 191 eingesetzt. Die Verdichtung der Neuausrichtungsstelle durch Densification war die erste Phase des Projekts und legte den Grundstein für die verbesserte Autobahn.
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