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Hoch hinaus: Was gibt es Neues im europäischen Hochhausbau?

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Während in weiten Teilen der Welt weiterhin in die Höhe gebaut wird, geht Europa seinen eigenen Weg, indem es intelligente Baumethoden und ausgefeilte Systeme einsetzt, um der wachsenden Nachfrage nach Hochhausbauten gerecht zu werden.

Das Schienenklettersystem von Peri ist beim DC2-Tower-Projekt in Wien, Österreich, im Einsatz zu sehen (Foto: Peri)

Historisch gesehen haben Regionen wie China, der Nahe Osten und die USA aufgrund der schnellen Urbanisierung und des Wirtschaftswachstums die Skyline mit riesigen Türmen dominiert.

Doch wie die Studie des Council on Tall Buildings and Urban Habitat (CTBUH) zur Hochhauslandschaft für 2025 zeigt, ist die globale Lage heute schwieriger. Weltweit liegen derzeit rekordverdächtige 260 Projekte mit über 200 Metern Höhe auf Eis, davon 192 in China, wo knappe Finanzierungen und Herausforderungen auf dem Immobilienmarkt die Entwicklung ins Stocken bringen. Trotz dieser Rückschläge bleibt China eine dominierende Kraft und wird 2024 sechs der zehn höchsten Gebäude weltweit fertigstellen.

Im Vergleich dazu ist die Hochhausaktivität in Europa nach wie vor bescheiden; Wolkenkratzer befinden sich vor allem in Städten wie London, Paris und Frankfurt. Dieser traditionell vorsichtige Ansatz im Hochbau beginnt sich jedoch zu ändern. Dank der Fortschritte bei Traggerüsten, Schalungen und Turmdrehkranen sind europäische Bauunternehmen nun besser gerüstet, um die komplexen logistischen, sicherheitstechnischen und effizienten Herausforderungen beim Bau höherer Gebäude zu bewältigen, auch wenn die Zahl solcher Projekte nach wie vor vergleichsweise gering ist.

Verbesserung von Geschwindigkeit und Effizienz

Dieser Wandel spiegelt sich in der zunehmenden Nutzung moderner Kletter- und Schalungssysteme wider, die im April auf der Bauma in München vorgestellt wurden. Jonas Hab, Junior Product Application Engineer bei Peri, erläuterte einige der Vorteile des Schienenklettersystems (RCS) des Unternehmens.

Er sagte, die Möglichkeit, bis zu 64 Plattformen zu verknüpfen, sei ein Schlüsselfaktor zur Verbesserung von Geschwindigkeit und Effizienz bei einer breiten Palette von Projekten.

„Beispielsweise benötigten wir beim Hochhausprojekt Tower Four in Frankfurt nur eine Stunde für einen Kletterzyklus. Das ist unglaublich schnell – normalerweise dauert es in Europa etwa einen halben Tag. Hier brauchten wir nur acht Arbeiter und eine Stunde, und das war’s. Das verbessert den Arbeitsablauf für unsere Kunden enorm.“

Das RCS von Peri ermöglicht das sichere und effiziente Bewegen von Kletterschalungen – und wurde durch aktuelle Weiterentwicklungen noch vielseitiger. Mit der Einführung neuer Lösungen wie RCS MAX Shaft ist es laut Peri nun auch bei kleineren Projekten wirtschaftlich einsetzbar. Schalungen lassen sich in kleinen bis mittelgroßen Schächten ohne Kran oder Spezialkomponenten bewegen.

Hab fügte hinzu, dass dasselbe System derzeit im DC Tower 2 in Wien zum Einsatz kommt. Dort liege das Projekt aufgrund der Geschwindigkeit des Klettersystems bereits drei Monate vor dem Zeitplan. „Die Platten sind mittlerweile zum Flaschenhals geworden, weil sie mit unserer Klettergeschwindigkeit nicht mithalten können“, sagte er.

Am Außenschacht des DC Towers nutzt das Team außerdem das RCS Next-System von Peri, das einen hydraulischen Aufstieg ermöglicht. „Wir haben die Antriebsschiene und unsere Pumpen installiert, sodass wir jede Ebene einfach hydraulisch hochfahren können. Danach wird das Hydrauliksystem demontiert, und alle weiteren Prozesse laufen ab.“

Europas Hochhausszene

Wien ist vielleicht nicht die erste Stadt, die einem in den Sinn kommt, wenn man an Wolkenkratzer denkt – Städte wie London und Frankfurt dominieren seit langem die europäische Hochhausszene. Doch Österreichs Hauptstadt könnte ihnen bald zeigen, wie es geht.

Der DC Tower 1, entworfen vom französischen Architekten Dominique Perrault, ist mit 250 Metern das höchste Gebäude Österreichs. In unmittelbarer Nähe entsteht derzeit sein Pendant, der DC Tower 2, der die Wiener Skyline weiter verändern wird.

Der Entwurf zeigt den DC2-Turm nach Fertigstellung (Foto: S+B Gruppe)

Mit 53 Stockwerken und fünf Untergeschossen entsteht der Turm auf der wohl tiefsten privatwirtschaftlichen Baugrube Wiens. Der vom österreichischen Bauunternehmen Porr errichtete Standort stellte aufgrund seiner dichten städtischen Umgebung besondere Herausforderungen dar: flankiert von den DC Towers 1 und 3, eingeengt von wichtigen Verkehrswegen, der U-Bahnlinie U1 und nur wenige Meter vom Wienkanal entfernt.

Die 22,7 Meter tiefe Baugrube erforderte ein umfangreiches Spektrum an Spezialtechniken, darunter Schlitzwände, Düsenstrahlverfahren, Wasserhaltung und Niederdruckinjektionen. Trotz der Komplexität schloss Porr die Spezialtiefbauarbeiten planmäßig zwischen März 2022 und Mai 2023 ab. Das Gesamtprojekt soll voraussichtlich 2026 abgeschlossen sein.

Auch anderswo in Europa entstehen ähnlich komplexe und ambitionierte Türme. Im schwedischen Karlskrona wurde der NKT Tower 3 mit einer Höhe von 200 Metern fertiggestellt. Damit ist er der zweithöchste Turm Skandinaviens.

Das von Skanska errichtete Bauwerk wird Teil der voraussichtlich weltweit größten Produktionsanlage für Hochspannungs-Seekabel sein. Die dort produzierten Kabel werden Projekte für erneuerbare Energien wie Wind- und Solarparks unterstützen.

Zwei Liebherr-Turmdrehkrane, ein 542 HC-L 12/24 Litronic und ein 258 HC-L 10/18 Fibre, kamen während der gesamten Bauarbeiten zum Einsatz. Die Krane stammten aus der Liebherr-Mietflotte und unterstützten das 90-tägige Schnellbauprogramm. Die Krane erreichten finale Arbeitshöhen von 213 bzw. 210 Metern.

Das Team von Tower Crane Solutions (TCS) von Liebherr leistete zudem technische Unterstützung, einschließlich der Berechnung der Anschlussgeometrie, der statischen Belastungsdaten und der Konstruktion der Turmverstrebungen. Steigleitern und andere betriebliche Aspekte wurden entsprechend dem Projektzeitplan und den statischen Anforderungen vorgeplant.

Die Bauarbeiten erfolgten im Vierschichtbetrieb, sodass rund um die Uhr gearbeitet werden konnte. Durchschnittlich stieg das Bauwerk pro Tag um etwa 2,6 Meter in die Höhe. Der fertige Turm hat eine Grundfläche von 23 mal 23 Metern und ein Gesamtvolumen von 112.445 Kubikmetern – das entspricht etwa 45 olympischen Schwimmbecken.

Das Projekt wurde durch koordinierte Arbeit zwischen den TCC- und TCS-Teams von Liebherr, dem Turmdrehkranmanagement von Skanska und Ekström Lyftkonsult AB, einem lokalen Fachberatungsunternehmen, umgesetzt.

Der Kabelturm in Karlskrona ragt 200 Meter in die Höhe und ist Schwedens höchstes im Gleitformverfahren gegossenes Bauwerk (Foto: Skanska).
Optimierte Lösungen

Da der Hochhausbau immer schneller, höher und komplexer wird, wächst der Druck auf Bauunternehmer und Lieferanten, intelligente und optimierte Lösungen zu liefern. Digitale Plattformen, Automatisierung und Echtzeitdaten sind keine optionalen Extras mehr – sie sind notwendige Werkzeuge, um die Größe und Geschwindigkeit moderner Baustellen zu bewältigen.

Auf der Bauma zeigte Doka, wie das Unternehmen mit seiner neuen digitalen Kundenplattform diesen Herausforderungen begegnet.

„Unsere Kundenkommunikation ist in vielerlei Hinsicht noch etwas altmodisch – viele Telefonate, viele E-Mails, viel Papierkram“, erklärt Robert Hauser, CEO von Doka. „Wir wussten, dass wir das auf die nächste Stufe heben mussten.“

Die nächste Stufe ist Doka 360, eine vollständig integrierte Plattform, auf der Kunden jeden Aspekt ihrer Projekte digital verwalten können, von der Planung und Bestellung bis hin zur Sendungsverfolgung und Materialverwaltung vor Ort.

Benutzer, beispielsweise Infrastruktur-Site-Manager, melden sich bei einem personalisierten Dashboard an, wo sie alle aktiven Projekte anzeigen, Lieferungen in Echtzeit verfolgen, den Materialbestand überwachen und sogar Rücksendungen abwickeln können.

„Mit nur einem Login haben Sie alles, was Sie für Ihre Projekte brauchen, direkt zur Hand – kein Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Anwendungen“, fügt Hauser hinzu.

Doka 360 integriert außerdem Anwendungen wie DokaXact. Diese nutzt in die Schalung integrierte Sensoren zur Messung des Betondrucks und des Aushärtungsstatus. Warnmeldungen werden direkt an das Dashboard des Benutzers gesendet, was eine Echtzeitüberwachung und schnellere Entscheidungen vor Ort ermöglicht.

Auch das Materialmanagement wurde optimiert. „Ob Material versandt, unterwegs oder geliefert wird, der Kunde kann hier alles einsehen“, erklärt Magdalena Auer, Digital Strategy and Transformation Managerin bei der Umdasch Group. Zukünftig plant Doka, die Auslieferung bestellter Artikel auch nach dem Versand noch anpassen zu können, um den Kunden noch mehr Kontrolle über den Logistikfluss zu geben.

Das Projekt war keine schnelle Umsetzung. „Es war ein langsamer, aber gewaltiger Kraftakt“, erklärt Hauser. Eine Arbeitsgruppe aus verschiedenen Abteilungen arbeitete zusammen, um die Plattform mit Blick auf die Bauma als Termin zu bauen.

„Wenn man sich andere Branchen anschaut, zum Beispiel Amazon, ist das auf dem neuesten Stand der Technik“, sagt Hauser. „Und wir haben uns gefragt: Warum nicht dasselbe schaffen?“

Der Doka 360-Stand auf der Bauma 2025 (Foto: Mitchell Keller/KHL Group)

Und während sich Einzelhandelsplattformen hauptsächlich mit einfachen Einkäufen befassen, wickelt die Plattform von Doka komplexe Prozesse wie Mietverträge, projektspezifische Planung und technisches Engineering ab – alles innerhalb eines Systems.

Doka hat die Benutzerfreundlichkeit im Mittelpunkt seiner Entwicklung und verfügt über interne UX-Experten mit Erfahrung im Bereich digitaler Verbraucherprodukte. „Wir haben wirklich versucht, es so benutzerzentriert wie möglich zu gestalten“, sagt Auer.

Eine dedizierte Early-Access-Phase mit ausgewählten Partnerunternehmen in Deutschland und den USA beginnt im Juli 2025. Der erste Rollout in diesen Märkten ist für 2026 geplant, weitere Länder sollen folgen.

Während sich Bauunternehmer und Hersteller an die komplexen logistischen und technischen Herausforderungen des Hochbaus anpassen, entwickelt Europa eine ausgeprägte Hochhausidentität – eine Identität, die nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch Innovation, Präzision und Effizienz definiert wird.

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