Ist für die europäische Bauindustrie endlich eine lange versprochene Erholung eingetroffen?

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Eine Großbaustelle in Europa Bild: Alen Ajan über AdobeStock – stock.adobe.com

Eine lang erwartete Erholung im europäischen Bausektor könnte endlich einsetzen

Dies geht aus einer neuen Analyse der globalen Unternehmensberatung Bain & Company hervor, die von einer Stabilisierung der Bedingungen und ersten Anzeichen für Wachstum in mehreren Schlüsselmärkten berichtet.

Der neueste Building Blocks Construction Indicator von Bain prognostiziert für den Zeitraum von 2025 bis 2028 eine Rückkehr zu einem stärkeren mittelfristigen Wachstum, nachdem die letzten Jahre von einem „perfekten Sturm“ an Gegenwind geprägt waren. Als Haupttreiber des Aufschwungs nennt das Beratungsunternehmen robuste Infrastrukturinvestitionen, eine aufgestaute Nachfrage nach Wohnraum und eine „selektive“ Stärke im Bürobau.

Dieser Ausblick steht im Gegensatz zu einem schleppenden Jahr 2024, in dem die Bauproduktion in ganz Europa stark zurückging und die Stimmung in wichtigen Märkten wie Frankreich und Deutschland schwach blieb. Bain's Analyse legt nahe, dass die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank in Verbindung mit dem Ende der jüngsten Wahlzyklen nun beginnen, private und öffentliche Investitionen freizusetzen.

„Nach einigen schwierigen Jahren kehrt der europäische Baumarkt zwischen 2025 und 2028 wieder zum Wachstum zurück, wobei in mehreren Ländern bereits erste Impulse erkennbar sind“, sagte Marc Jeker, Partner im Bereich Infrastruktur, Bau und Bauprodukte bei Bain & Company. „Eine robuste Infrastruktur, eine Belebung des Wohnungsneubaus und selektive Stärke bei Büroprojekten werden den Aufschwung vorantreiben – unterstützt durch Zinssenkungen der EZB, aufgestaute Wohnungsnachfrage und klarere öffentliche Programme.“

Nordische Länder führen, Frankreich bleibt zurückhaltend

Bain identifizierte die nordischen Länder als Spitzenreiter der Erholung. Dort wird erwartet, dass die Bautätigkeit bis 2028 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) zwischen 2 und 4 Prozent pro Jahr wachsen wird, was größtenteils auf neue Wohn-, Gewerbe- und Infrastrukturprojekte zurückzuführen ist.

Für Großbritannien wird ein stetiges, breit angelegtes Wachstum von 2-4 % prognostiziert, wozu der Wohnungs-, Büro-, Gewerbe- und Infrastrukturbau beitragen wird, während der Industriebau voraussichtlich relativ schwächer ausfallen wird.

Auch in den Niederlanden zeichnet sich ein positives Bild ab. Die prognostizierte Wachstumsrate liegt bei 1,5 bis 2,5 %, wobei der Schwerpunkt auf dem Wohnungsneubau liegen wird.

Deutschland, Europas größte Volkswirtschaft, dürfte mit einem prognostizierten jährlichen Wachstum von 2,5 bis 4,5 Prozent wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Voraussetzung dafür ist jedoch sowohl eine Erholung des Wohnungsmarktes als auch ein vielbeachteter 500 Milliarden Euro schwerer Infrastrukturfonds zur Förderung von Investitionen. Deutsche Bauunternehmen äußerten kürzlich die Befürchtung, dass Gelder aus dem Fonds, der eigentlich für die Finanzierung von Bauvorhaben vorgesehen ist, stattdessen zur Stopfung staatlicher Haushaltslöcher verwendet werden.

In Frankreich dürfte die Erholung der Wirtschaft unterdessen verhalten bleiben. Bain prognostiziert ein jährliches Wachstum von 0,5 bis 2,5 Prozent. Während der Wohnungsbau um drei bis fünf Prozent wachsen könnte, warnt Bain auch vor einer möglichen Stagnation der Infrastrukturausgaben aufgrund der EU-Defizitreduzierungsauflagen.

Und Italien, dessen Bausektor in jüngster Zeit stärker war als einige seiner großen europäischen Pendants, dürfte zwischen 2025 und 2028 der schwächste große Markt sein und mit einer stagnierenden Wirtschaftstätigkeit konfrontiert sein, da die staatlichen Anreizprogramme auslaufen.

Das Gespenst der Ungewissheit

Bain warnte jedoch, dass seine mittelfristigen Aussichten weiterhin anfällig für eine größere wirtschaftliche Unsicherheit seien – und davon gab es in den letzten Jahren reichlich.

Gleichzeitig begrenzt der anhaltende, weit verbreitete Arbeitskräftemangel das Angebotspotenzial der Branche. Die Leerstandsquoten im Baugewerbe liegen weiterhin deutlich über dem europäischen Durchschnitt, da die Belegschaft altert und der Zustrom neuer Talente begrenzt ist. Führende Bauunternehmen, so Bain, setzen auf Produktivitätssteigerungen durch Digitalisierung, Automatisierung und Vorfertigung, um Kapazitätsengpässe auszugleichen.

Der Bericht hebt auch die rasanten Fortschritte im KI-gestützten Engineering und Projektmanagement hervor, die die Gestaltung und Ausführung von Arbeiten neu definieren. Frühe Anwender digitaler und KI-basierter Tools verzeichnen bereits Verbesserungen bei Kosten, Geschwindigkeit und Ausführungsqualität, insbesondere im Bereich Engineering, Beschaffung und Bau (EPC).

Positive Zeichen im Wohnungsbau und in der Infrastruktur

Der Bericht von Bain stellte fest, dass sich die Genehmigungsquoten für Wohnbauprojekte in mehreren Märkten stabilisieren, was darauf schließen lässt, dass der Wohnungsbau bis 2026 an Fahrt gewinnen könnte. Bain erwartet, dass der Wohnungsneubau bis 2028 zu den wichtigsten Wachstumsmotoren zählen wird, insbesondere in den nordischen Ländern, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden, wo weiterhin struktureller Wohnungsmangel herrscht.

Der Infrastrukturausbau dürfte in den meisten europäischen Ländern robust bleiben, gestützt durch mehrjährige öffentliche Programme und in einigen Ländern durch neue Förderrahmen. Bain prognostiziert durchschnittliche jährliche Wachstumsraten von 3 bis 5 Prozent in Deutschland, 2,5 bis 4,5 Prozent in den nordischen Ländern und 1,5 bis 3,5 Prozent in Italien. Dort werden Ausgaben im Rahmen der Aufbau- und Resilienzfazilität der EU die Konjunktur bis 2026 unterstützen.

Trotz des anhaltenden Trends zur Telearbeit wird für den Bürobau in ausgewählten Märkten ein moderates Wachstum prognostiziert. Großbritannien liegt mit einem jährlichen Wachstum von 2 bis 4 Prozent in diesem Segment an der Spitze. Der französische Bürosektor ist jedoch weiterhin mit hohen Leerstandsquoten und einer geringen Genehmigungsquote konfrontiert.

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