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Wo sind Europas neue Hotspots für den Bau von Rechenzentren?

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Ein Drohnenbild einer Industriebaustelle Ein Drohnenbild einer Industriebaustelle (Bild: Hugo via AdobeStock)

Für die wichtigsten Rechenzentrumsmärkte Europas gibt es ein etwas sperriges Akronym: „FLAP-D“.

Das gilt für Frankfurt, London, Amsterdam, Paris und Dublin. Dank ihrer guten Konnektivität, der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte und der etablierten Infrastruktur sind sie seit einiger Zeit die bevorzugten Standorte für den Bau von Rechenzentren.

Aufgrund gesetzlicher Auflagen, Umweltschutzauflagen und hoher Energiekosten wird es jedoch immer schwieriger und teurer, an diesen Standorten zu bauen.

Dublin hat die Genehmigung neuer Rechenzentren ausgesetzt, während Frankfurt bei der Energieerzeugung weiterhin stark auf fossile Brennstoffe angewiesen ist. Gleichzeitig führt der Lohndruck in London und Frankfurt sowie der Fachkräftemangel zu höheren Kosten und längeren Projektlaufzeiten.

Dennoch bleibt die Nachfrage nach Rechenzentren angesichts des Vormarsches der künstlichen Intelligenz (KI) hoch.

Richard Battey ist Direktor des globalen Bau- und Kostenmanagement-Beratungsunternehmens Currie & Brown und Leiter der Rechenzentren für Großbritannien und Europa. „Es gibt weiterhin Bestrebungen, in die FLAP-D-Regionen vorzudringen, aber in Städten wie Frankfurt und Dublin gibt es große Einschränkungen hinsichtlich der Stromverfügbarkeit. Wenn die Genehmigungen für Rechenzentren noch nicht vorliegen, gibt es Einschränkungen beim Bau von Rechenzentren“, sagt er.

Wo sonst in Europa könnte es also zu einem sprunghaften Anstieg beim Bau von Rechenzentren kommen?

Mailand im Aufwind
Richard Battey, Direktor und Leiter des Rechenzentrums Großbritannien und Europa, Currie & Brown Richard Battey, Direktor und Leiter des Rechenzentrums Großbritannien und Europa, Currie & Brown

Laut Battey ist Mailand eine der attraktivsten Alternativen für Investitionen in Rechenzentren. „Die Stadt liegt geografisch günstig in Südeuropa und fungiert als Bindeglied zwischen wichtigen Märkten wie Deutschland, Frankreich und der Schweiz“, so Battey. „In Italien wächst die digitale Wirtschaft, insbesondere nach der Pandemie, und Mailand verzeichnet die höchste Nachfrage nach digitalen Diensten.“

Die Konnektivitätsqualität der Stadt wird durch den Standort des Milan Internet Exchange (MIX), einem der größten seiner Art in Italien, gestärkt. Die Lombardei, die Region, in der Mailand liegt, erzeugt jährlich 11.000 GWh Strom aus Wasserkraft und 1.500 GWh Solarenergie. Dadurch ist die Einhaltung der Umweltstandards der Europäischen Union weniger belastend als in anderen Regionen, in denen Rechenzentrumsbetreiber mit potenziellen Sanktionen rechnen müssen, wenn sie ihre CO2-Emissionen oder ihren Wasserverbrauch nicht senken, so ein aktueller Bericht von Currie & Brown mit dem Titel „Data Centres: Unlocking Europe's developing markets“ .

Mailand hat bereits die Aufmerksamkeit von Hyperscale-Betreibern wie AWS, Google und Microsoft sowie von Colocation-Anbietern auf sich gezogen. Entscheidend ist zudem, dass die Arbeitskosten in Mailand im Vergleich zu den reiferen FLAP-D-Märkten nach wie vor relativ niedrig sind. Laut Eurostat wird die Lohninflation in Italien im Jahr 2025 voraussichtlich bei 2 % liegen, verglichen mit einer Prognose von 4,6 % für den gesamten Euroraum.

Auch das Engagement der italienischen Regierung für die digitale Infrastruktur habe geholfen, so Battey. „Der Nationale Wiederaufbau- und Resilienzplan (NRRP) umfasst umfangreiche Investitionen in die Digitalisierung sowie Steueranreize und vereinfachte Genehmigungsverfahren. Außerdem gibt es finanzielle Unterstützung für Jugend- und Technologieinitiativen, darunter auch den Ausbau von Rechenzentren.“

Jenseits von Mailand

Mailand mag zwar den Löwenanteil der Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ist aber nicht der einzige Standort. Auch Madrid in Spanien erweist sich als fruchtbarer Boden für Neubauten. „Dort tut sich gerade viel“, sagt Battey. Currie & Brown arbeitet aktiv an mehreren Projekten in der Nähe der spanischen Hauptstadt und unterstützt Hyperscale-Kunden sowohl beim Kosten- als auch beim Projektmanagement, fügt er hinzu.

Polen hingegen zeigt vielversprechende Aussichten, ist aber weiterhin von der Nähe zum Ukraine-Krieg betroffen, was einige Investoren vorsichtig macht. Auch in Portugal gibt es vereinzelt Interesse, und in der Schweiz herrscht weiterhin reges Interesse – allerdings mit relativ hohen Entwicklungskosten.

Nachhaltigkeit: Im Vordergrund

Mit der steigenden Nachfrage nach Rechenzentren wird auch die Stromversorgung und der Bau dieser energiehungrigen Anlagen immer kritisch hinterfragt. Nachhaltigkeit ist nicht länger nur ein „Nice-to-have“, sondern eine Anforderung für Betreiber und Kunden gleichermaßen.

Doppelboden und Absaugwerkzeug im modernen Interieur eines Serverraums im Rechenzentrum Bild: vladimircaribb über AdobeStock – stock.adobe.com

„Derzeit wird massiv in erneuerbare Energiequellen – Solar-, Wind- und Wasserkraft – investiert, um Rechenzentren mit Strom zu versorgen“, so Battey. „Es geht darum, sich dem globalen Trend zu Energieeffizienz und CO2-Neutralität anzupassen.“ Betreiber achten bei der Standortwahl zunehmend auf den Zugang zu Ökostrom, wobei Italiens wachsendes Netz an erneuerbaren Energien einen hilfreichen Rückenwind bietet.

Im Bauwesen verweist Battey auf den Einsatz klimaneutraler Strategien, darunter CO2-Abscheidung, sowie umweltfreundlichere Baumaterialien und effizientere Kühlsysteme. „Die Kühltechnik entwickelt sich rasant. Auf Veranstaltungen wie Data Center Dynamics war die Flüssigkeitskühlung in aller Munde“, sagt er. „Vor einigen Jahren gab es auch Microsofts Unterwasser-Rechenzentrumsprojekt [Project Natick]. Es hat zwar keine große Verbreitung gefunden, aber diese Ideen werden weiterhin erforscht.“

Eine weitere mögliche Lösung, die insbesondere in Nordamerika diskutiert wird, ist der Einsatz kleiner modularer Reaktoren (SMRs) – kompakter Kernkraftwerke – in Rechenzentren. „Das stößt auf großes Interesse“, sagt Battey. „AWS hat sich in den USA damit befasst. Auch in Großbritannien gibt es Gespräche darüber, aber die Herausforderung besteht in den Sicherheits- und Regulierungshürden, die mit der Kerntechnik verbunden sind. Das ist vielversprechend, aber die Umsetzung ist noch nicht in Sicht.“

Bautrends: Geschwindigkeit und Komplexität

Man könnte meinen, Rechenzentren seien funktional „große Kisten voller Rohre und Kabel“, wie Battey es formuliert, doch ihre Bereitstellung sei alles andere als einfach, betont er. Die Markteinführungszeit sei entscheidend, und der Umfang der Bauvorhaben – insbesondere für Hyperscale-Kunden – stelle eine besondere Herausforderung dar.

Während die baulichen, strukturellen und architektonischen Elemente relativ einfach sind, weist Battey darauf hin, dass die mechanischen, elektrischen und sanitären Komponenten (MEP) die eigentliche Komplexität verursachen. „Im Vergleich zu einem Bürogebäude handelt es sich um eine viel spezialisiertere Ausrüstung, weshalb spezialisierte Kosten- und Programmmanager erforderlich sind.“

Trübe Aussichten?

Trotz der Herausforderungen erwartet Battey keinen baldigen Rückgang der Nachfrage nach neuen Anlagen. „Wir erleben ein exponentielles Wachstum, angetrieben durch KI und digitale Nutzung. Nachdem der Markt vor einigen Jahren etwas stagnierte, ist er jetzt wieder stark angestiegen. Prognosen für die nächsten vier bis fünf Jahre zeigen weiterhin starkes Wachstum.“

Er beobachtet aber auch die geopolitischen Entwicklungen mit Sorge – insbesondere die Aussicht auf Handelszölle und die Volatilität der Materialpreise. „Es braut sich ein Sturm zusammen“, warnt er. „Handelszölle könnten die Baustoffkosten beeinflussen und Lieferketten unterbrechen. Der Markt ist derzeit florierend, aber dieser Gegenwind könnte die Entwicklung bremsen.“

Derzeit ist der Bau von Rechenzentren für Bauunternehmen in ganz Europa ein schnell wachsendes Segment. Doch Standortwahl, Energiezugang und nachhaltige Baupraktiken entwickeln sich zunehmend zu neuen Herausforderungen.

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