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Interview: Francesco Quaranta von Hitachi über die Zukunft des Bauwesens

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Angesichts des Drucks, die Baubranche zu dekarbonisieren, zu digitalisieren und mit weniger mehr zu erreichen, stellt der Präsident von Hitachi eine Vision vor, in der sich intelligente Maschinen und menschliches Fachwissen gemeinsam weiterentwickeln.

Francesco Quaranta, Präsident von Hitachi Construction Machinery Europe (Foto: HCME)

Die globale Baubranche steht an einem Wendepunkt. Angesichts des wachsenden Bedarfs an Dekarbonisierung, Digitalisierung und Sicherheit stehen die Maschinenbauer vor der Herausforderung, schneller denn je Innovationen zu entwickeln.

Im Zentrum dieser Transformation steht Francesco Quaranta, Präsident von Hitachi Construction Machinery (Europe) NV (HCME), der eine pragmatische und zugleich visionäre Perspektive einbringt. Angesichts der zunehmenden digitalen Disruption in der Baubranche ist Quaranta überzeugt, dass das Tempo der Technologieeinführung die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit bestimmen wird.

Basierend auf Erfahrungen aus digital ausgereifteren Branchen argumentiert er, dass die Nutzung intelligenter Systeme nicht länger optional, sondern unerlässlich ist. Für Hersteller bedeutet dies, die Konstruktion, Bedienung und Unterstützung von Maschinen im Feld zu überdenken – insbesondere angesichts zunehmender Arbeitsanforderungen und Projektkomplexität.

Auf die Frage, welchen Aspekt des Bauwesens er kurzfristig am stärksten durch Technologie beeinflussen kann, antwortet Quaranta: „Ich sehe Möglichkeiten, den Kunden das Leben zu erleichtern und komplexe Abläufe zu vereinfachen. Heute sind wir auf die Fähigkeiten der Maschinenführer angewiesen, aber ich glaube nicht, dass das in Zukunft möglich sein wird. Deshalb müssen wir KI-Tools, Leitsysteme oder vorkonfigurierte Programme entwickeln, um qualifizierte Maschinenführer überflüssig zu machen – damit auch ein durchschnittlicher Maschinenführer unsere Maschinen bedienen kann.“

Dies spiegelt einen breiteren Trend in der Baumaschinenherstellung wider: Maschinen zu bauen, die nicht nur robust, sondern auch intuitiv zu bedienen sind. Da der Fachkräftemangel auf den globalen Baumärkten zu einem zentralen Thema wird, gewinnen Lösungen an Bedeutung, die es weniger erfahrenen Arbeitern ermöglichen, konstant hochwertige Arbeit zu leisten. OEMs wie Hitachi investieren nun in intelligente Leitsysteme, die nicht nur automatisieren, sondern auch die menschlichen Fähigkeiten erweitern.

Die Evolution der Maschinenführung

„Was die maschinelle Steuerung angeht, bin ich sehr optimistisch, dass vernetzte Maschinen sich selbst steuern können“, sagt Quaranta. „Der Übergang von 2D zu 3D ist meiner Meinung nach erst der Anfang. Die Leute reden heute darüber, aber es ist wie damals, als wir Rückfahrkameras in Autos einbauten – damals hieß es: ‚Okay, klar, ich hab’s‘, aber heute ist das eine große Sache. Ich denke, wir befinden uns noch in der gleichen Anfangsphase.“

Auch wenn der Übergang von der analogen zur digitalen Technik allmählich erfolgen mag, betont Quaranta, dass die Automatisierung im Bauwesen keine Spekulation mehr ist – sie ist bereits da.

„Wir haben bereits autonome Maschinen – nicht nur elektrische Geräte, die draußen laufen, sondern auch handfeste, betriebsbereite Geräte. Das ist nicht nur eine Idee, es ist bereits Realität. Diese Technologie ist bereits vorhanden – nicht nur bei uns, sondern bei allen anderen“, bemerkt er.

Dennoch ist sich Quaranta der Grenzen der Autonomie bewusst.

Autonomie ist nicht der heilige Gral. Sie ist kein Allheilmittel. Sie funktioniert dort, wo sich wiederholende, kontrollierte, „langweilige“ Aufgaben anfallen, die man quasi auslagern kann. Wie auf der Autobahn: Man klickt drauf, und das Auto fährt selbstständig, weil es sicher ist. Man würde sein autonomes Auto nicht mit 50 km/h durch die Innenstadt fahren – man kann nicht vorhersehen, was kommt.

Hitachis Stand auf der Bauma in München, Deutschland, im April 2025 (Foto: HCME)

Er argumentiert, dass autonome Bautechnologien am besten für kontrollierte Umgebungen wie den Bergbau geeignet seien, wo Variablen minimiert und die Sicherheit streng geregelt werden könne. Im Gegensatz dazu stelle der Tiefbau ein weitaus komplexeres Umfeld dar.

„Wenn die Umgebung eher einer Autobahn ähnelt, kann Autonomie eine Lösung sein. Ansonsten benötigt man weiterhin sowohl digitale als auch physische Augen von Bedienern, die die Umgebung kontrollieren können. Insbesondere im Bauwesen ist dies einfacher. Im Bergbau ist es einfacher, da es sich um eine geschlossene Umgebung handelt. Aus Sicherheitsgründen kann man die Abläufe nahezu industrialisieren. Das ist einfacher“, erklärt Quaranta.

Hier rückt die Mensch-Maschine-Zusammenarbeit in den Fokus. Maschinen sind zwar zunehmend in der Lage, zu steuern, zu überwachen und sogar selbst zu korrigieren, doch das menschliche Urteilsvermögen spielt nach wie vor eine unverzichtbare Rolle – insbesondere in unvorhersehbaren oder risikoreichen Umgebungen.

„Im Bauwesen sehe ich jedoch großes Potenzial für Kameras mit integrierten intelligenten Steuereinheiten, die von den Anbietern bereitgestellt werden können“, so Quaranta. „Den Kunden werden viele digitale Assistenten zur Verfügung stehen. Zum Beispiel bei Rohrleitungsarbeiten oder wenn die Gefahr besteht, Wasserleitungen zu durchtrennen.“

Er sieht eine Zukunft, in der Baustellen grundsätzlich sicherer sind. Statt menschlicher Wachsamkeit wird proaktive Maschinenintelligenz eingesetzt, die Gefahren vorhersieht und verhindert. „Jede Branche wird unterschiedlich davon profitieren – entscheidend ist, dass Technologie unser Sicherheitspartner wird, nicht nur unser Werkzeug.“

Stärkung der Arbeitnehmer

Dieses Ziel steht im Einklang mit einem breiteren Ethos der Ermächtigung, nicht der Ersetzung. Quaranta sieht die Rolle der Technologie nicht darin, Arbeitnehmer zu verdrängen, sondern sie exponentiell produktiver zu machen.

„Ich sehe eine Steigerung der menschlichen Produktivität“, sagt er. „Ich möchte Ihnen ein Beispiel geben. Ich bin seit einem Jahr in dieser Branche und komme aus der Landwirtschaft – einer Branche, in der die Technologie bereits weit fortgeschritten ist. Jemand erzählte mir, dass die Menschen in der Anfangsphase der Technologieeinführung [in der Landwirtschaft], als sie noch Baumwolle von Hand pflückten, sagten: ‚Traktoren werden viel Arbeitslosigkeit verursachen.‘ Tatsächlich ermöglichten uns diese Traktoren, mehr Lebensmittel zu produzieren – Lebensmittel, die wir sonst nie hätten anbauen können – und Menschen zu ernähren, die wir ohne sie nicht hätten ernähren können.“

Technologie, sagt er, ist ein Multiplikator – kein Subtrahierer.

Ich glaube nicht, dass Menschen ersetzbar sind. Ich nutze viel KI, aber auf intelligente Weise. Ich nutze sie nicht, weil ich faul bin oder möchte, dass sie alles für mich erledigt. Ich nutze sie für Struktur, als Informationsquelle und wertvolles Material, aber ich nutze trotzdem meinen eigenen Verstand, mein Urteilsvermögen und mein Fachwissen.

Und obwohl maschinelles Lernen die Datenverarbeitung blitzschnell nachahmen kann, fehlt ihm die Nuance menschlicher Empathie – eine entscheidende Komponente im Kundenservice und darüber hinaus in allen kundenorientierten Teilen der Baulieferkette.

„KI wird nie Empathie haben. Sie wird nie eine menschliche Note haben“, sagt Quaranta. „Wenn Sie heute als Kunde eine Support-Hotline anrufen und ein Bot antwortet, legen Sie wahrscheinlich auf, weil Ihnen das nicht gefällt. Aber wenn Sie anrufen und ein echter Mensch antwortet, der Informationen von einem KI-Assistenten liest, dann kann dieser verstehen, was los ist. Die KI schlägt vielleicht etwas vor, aber es ist der Mensch, der die Situation interpretieren kann, den Tonfall, ob der Kunde verärgert oder ruhig ist, ob es Raum zur Deeskalation gibt oder ob es kritisch ist.“

Eine klare Vision für die Zukunft der Branche

Quarantas Ansatz steht sinnbildlich für Hitachis umfassende Vision: Kundennutzen, Menschenwürde und praktische Innovation stehen im Mittelpunkt. Für eine Branche, die mit alternden Belegschaften, Fachkräftemangel und zunehmendem Sicherheits- und Nachhaltigkeitsdruck zu kämpfen hat, ist diese Klarheit nicht nur willkommen, sondern unerlässlich.

Zum Abschluss des Interviews kommt Quaranta noch einmal auf die Idee der Möglichkeit zurück: das enorme, weitgehend ungenutzte Potenzial, das Bauwesen durch den strategischen Einsatz von Technologie voranzubringen.

Mit einer Führung, die auf Erfahrung und Ehrgeiz beruht, gepaart mit Realismus, setzt der Präsident von HCME mutig auf eine Zukunft, in der Maschinen mehr leisten, Menschen gestärkt und nicht ersetzt werden und die Branche als Ganzes intelligenter, sicherer und nachhaltiger wird.

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