Skanska fordert Reform der EU-Beschaffung zur Förderung des Klimaschutzes

Das öffentliche Beschaffungswesen, das in der gesamten EU jährlich mehr als zwei Billionen Euro (2,4 Billionen US-Dollar) ausmacht, muss neu gestaltet werden, um den grünen Wandel zu beschleunigen und langfristigen Wert statt der günstigsten Angebote zu belohnen, heißt es in einem neuen Bericht von Skanska.

Titelseite des Skanska-Berichts „Procurement for Impact“. Bild: Skanska Titelseite des Skanska-Berichts „Procurement for Impact“. Bild: Skanska

Das Papier „Procurement for Impact“ der großen, in Schweden ansässigen Auftragsvergabegruppe wurde im Vorfeld der für 2026 geplanten Überarbeitung der Vergabegesetzgebung der EU veröffentlicht.

Der Bericht argumentiert, dass veraltete Vorschriften den Fortschritt bei der Verwirklichung der europäischen Klimaziele behindern und Hindernisse für Auftragnehmer schaffen, die nachhaltige Lösungen anbieten.

„Öffentliche Beschaffung wird immer noch eher als Transaktionsmaßnahme denn als strategisches Instrument betrachtet“, heißt es in dem Bericht. „Das unterdrückt Innovationen und benachteiligt diejenigen, die in puncto Qualität und Nachhaltigkeit führend sind.“

Der Bericht wirft die zentralen Fragen auf, die Skanska nach Brüssel schickt: Was soll die Beschaffung leisten und wer profitiert letztlich davon, wenn Aufträge allein auf Grundlage des Preises vergeben werden?

Es geht darum, ob Europas öffentliche Ausgaben von jährlich zwei Billionen Euro (2,4 Billionen US-Dollar) die Emissionen senken und die Widerstandsfähigkeit stärken oder ob veraltete Praktiken, die keinen langfristigen Nutzen bringen, festgeschrieben werden. Die Entscheidungen des nächsten Jahres könnten enorme Auswirkungen sowohl auf die europäische Baubranche als auch auf die globale Industrie haben.

Ein 2 Billionen Euro schwerer Hebel für den Wandel

Die Beschaffung macht rund 14 % des BIP der EU aus, doch im Rahmen der aktuellen Rahmenbedingungen richten sich die Kriterien häufig nach den niedrigsten Vorlaufkosten.

Lena Hök, Skanska Executive Vice President Sustainability & Innovation, und Anders Danielsson, Skanska President und CEO. Bild: Skanska Lena Hök, Skanska Executive Vice President Sustainability & Innovation, und Anders Danielsson, Skanska President und CEO. Bild: Skanska

Skanska argumentiert, dass dabei das Gesamtbild der Lebenszykluskosten, Emissionen, Wartung und Belastbarkeit übersehen werde.

Der Bericht fordert Reformen, um Klima- und Kreislaufkriterien als verpflichtend und nicht als optional zu verankern. Zu den Vorschlägen gehören die Festlegung von Quoten für kohlenstoffarme Materialien, die Verpflichtung zur Lebenszykluskostenrechnung und die verstärkte Nutzung wettbewerblicher Dialogverfahren bei Ausschreibungen.

„Wenn die Beschaffung an umfassenderen politischen Zielen ausgerichtet ist, kann sie Abhängigkeiten verringern, Innovationen freisetzen und die Dekarbonisierung der Industrie vorantreiben“, sagt Skanska.

Die Gruppe stellt dies dem privaten Sektor gegenüber, wo sich die Auswahl der Lieferanten bereits von den unmittelbaren Kosten weg und hin zu umfassenderen Kriterien wie CO2-Bilanz, technologischer Innovation und sozialem Wert verlagert.

Für die Baubranche bedeutet dies eine Verlagerung vom Wettbewerb um den niedrigsten Preis hin zum Nachweis langfristiger Leistung. Diese Veränderung könnte die Art und Weise, wie Bauunternehmer Projekte anbieten, entwerfen, umsetzen und differenzieren, verändern.

Dies bedeutet auch, dass bei zukünftigen Ausschreibungen möglicherweise ebenso viel Wert auf die CO2-Bilanz, die digitalen Fähigkeiten und die Resilienzplanung gelegt wird wie auf den Preis. Von den Auftragnehmern wird daher verlangt, dass sie Innovationen unter Beweis stellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

In einer gemeinsamen Erklärung im Bericht erklärten Anders Danielsson, Präsident und CEO der Skanska Group, und Lena Hök, Executive Vice President für Nachhaltigkeit und Innovation bei Skanska: „Um mehr zu erreichen, brauchen wir bessere Regeln. Der heutige Beschaffungsrahmen ist nicht auf die Anforderungen von morgen ausgelegt. In diesem Bericht präsentieren wir Projektbeispiele, politische Erkenntnisse und Empfehlungen für die bevorstehende Überarbeitung des EU-Vergaberechts.“

Lehren aus der Projektabwicklung
Render des Projekts „Roadways, Utilities and Ground Transportation Center“ des JFK-Flughafens. Bild: Skanska Render des Projekts „Roadways, Utilities and Ground Transportation Center“ des JFK-Flughafens. Bild: Skanska

Skanska hebt eine Reihe von Projekten hervor, die zeigen, wie Beschaffungsregeln das kohlenstoffarme Bauen beschleunigen können:

  • Stockholmer Meatpacking District: Das Projekt wurde im Rahmen eines wettbewerblichen Dialogverfahrens vergeben und erzielte im Vergleich zu einem herkömmlichen Auftrag eine Emissionsreduzierung von 70 %. Fossilfreie Maschinen und ein Massenmanagementplan ermöglichten die Wiederverwendung von 153.000 Tonnen Material und deckten damit 72 % des Projektbedarfs.
  • Lindesnes Care Center: Bei der Beschaffung wurde die Klimaleistung als zentraler Bewertungsfaktor berücksichtigt. Das Gebäude wird Norwegens energieeffizientestes Gesundheitsgebäude. Skanska und die Gemeinde Lindesnes nutzten einen Design-Build-Prozess und einen wettbewerblichen Dialog, um recycelten Materialien, einer positiven Energieeffizienz und Netto-Null-Emissionszielen Priorität einzuräumen.
  • JFK Airport Ground Transportation Center: Das im Rahmen eines Design-Build-Vertrags errichtete Joint Venture Skanska Halmar arbeitete mit der Hafenbehörde zusammen, um die Planung der Klimaresilienz zu integrieren, den prognostizierten Betriebsenergieverbrauch um mehr als 30 % zu senken und Solar-, Wasserspar- und natürliche Belüftungssysteme in das Design zu integrieren.
Impulse für Reformen
Render des Projekts „Meatpacking District“ in Stockholm. Bild: Skanska Render des Projekts „Meatpacking District“ in Stockholm. Bild: Skanska

Die EU hat bereits Konsultationen zur Zukunft der Auftragsvergabe eingeleitet.

Skanska weist darauf hin, dass die Reform die umfassenderen Ambitionen der EU im Rahmen des Green Deal Industrial Plan und des Net-Zero Industry Act stärken und die Beschaffung als Hebel für die Dekarbonisierung der Industrie verankern würde.

Zu den sieben Empfehlungen für Maßnahmen der EU zählen:

  1. Vorgeschriebene Nachhaltigkeits- und Resilienzkriterien bei allen öffentlichen Ausschreibungen.
  2. Festlegung verbindlicher Ziele für kohlenstoffarme Materialien und Methoden.
  3. Der Lebenszykluswert ist wichtiger als der niedrigste Preis.
  4. Ausweitung der Nutzung strategischer Verfahren wie des wettbewerblichen Dialogs.
  5. Unterstützung des Kapazitätsaufbaus und der Beratung öffentlicher Behörden.
  6. Förderung der gemeinsamen Beschaffung strategischer Sektoren wie erneuerbarer Materialien.
  7. Förderung einer Lern- und Leistungskultur.

„In der Baubranche herrscht ein enormes Engagement und es gibt viele technische Lösungen“, sagte Karl Jonasson Collberg, Beschaffungsbeauftragter für das Projekt „Meatpacking District“ in Stockholm. „Es ist möglich, den Klimawandel zu beschleunigen und gleichzeitig bis 2030 mehr oder weniger klimaneutrale Gebäude zu deutlich geringeren Kosten zu bauen.“

„Viele Bauprojekte leisten hierzu jedoch keinen Beitrag, weil ihre wirtschaftlichen Anreize auf einer kurzsichtigen Beschaffung zum niedrigsten Preis basieren.“

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