Schwierige Zeiten für Frankreichs Baubranche bei der Rückkehr der Intermat

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Luftaufnahme von Paris bei Nacht mit dem Eiffelturm in der Mitte der Aufnahme, in der Ferne. Bild: beatrice prève über AdobeStock – stock.adobe.com

Paris, die Stadt des Lichts, ist in dieser Woche (24.-27. April) nach sechsjähriger Abwesenheit Gastgeber der Baumesse Intermat.

Passend dazu ist die Messe im Kongresszentrum Paris-Nord Villepinte ein Lichtblick sowohl für die französische Bauindustrie als auch für den gesamten europäischen Markt in einem Jahr, in dem die französische Hauptstadt Gastgeberin der Olympischen Spiele ist.

Trotz anfänglicher Skepsis, dass die angestrebte Zahl von 1.000 Ausstellern kaum erreicht werden könne, gab Intermat Anfang des Monats bekannt , dass das Ziel erreicht worden sei.

Doch die erste Messe seit 2018 (die Veranstaltung im Jahr 2021 wurde aufgrund der Covid-19-Pandemie abgesagt) findet vor einem schwierigen wirtschaftlichen Hintergrund für die französische Bauindustrie statt.

Dem jüngsten Einkaufsmanagerindex (PMI) für die französische Bauwirtschaft von HCOB meldeten Baukäufer in Frankreich im März einen weiteren Einbruch der Aktivität. Der Wert sank von 41,9 im Februar auf 41,0.

Dies deutet auf einen schnelleren Rückgang der Wirtschaftsaktivität im Land hin (ein Indexwert von 50,0 bedeutet keine Veränderung) und verlängert den Zeitraum, in dem der Index im negativen Bereich liegt, auf 22 Monate.

Alle drei vom Index erfassten Bausparten – Wohnungsbau, Gewerbebau und Tiefbau – verzeichneten einen Rückgang. Besonders stark war dieser jedoch im Wohnbausektor, der den stärksten Produktionsrückgang seit November 2014 verzeichnete, wenn man die Monate der Pandemie im Jahr 2020 außer Acht lässt.

HCOB France Bau-PMI-Aktivitätsindexdiagramm bis Februar 2024

„90.000 Arbeitsplätze in Gefahr“

Letzten Monat warnte die Fédération Française du Bâtiment (FFB), dass 90.000 Arbeitsplätze im französischen Baugewerbe im Jahr 2024 aufgrund des Rückgangs des Sektors gefährdet seien. Sie bezog sich dabei auf offizielle Zahlen, denen zufolge die Baubeginne im Wohnungsbau im Jahr 2022 um 5 %, im Jahr 2023 um 24 % und in den drei Monaten bis Ende Januar 2024 erneut um 23 % gegenüber dem Vorjahr zurückgingen.

Die FFB erklärte, die Zahlen hätten ihre Prognose bestätigt, wonach es im Jahr 2024 zu einem „wahren Absturz“ kommen werde. In Frankreich werde es dann nur noch acht Neubauten pro 1.000 Haushalte geben, ein Niveau, das mit den Nachkriegsjahren Anfang der 1950er Jahre vergleichbar sei.

„Die einzige gute Nachricht“ aus Sicht der FFB sei, dass sich die Material- und Energiekosten insgesamt stabilisierten.

Allerdings forderte die Kommission die französische Regierung auf, den Reparatur- und Instandhaltungssektor stärker zu unterstützen, indem sie den Zugang zu Zuschüssen für die Renovierung von Wohngebäuden über Programme wie MaPrimeRénov und MaPrimeAdapt sowie das Schulrenovierungsprogramm (EduRénov) vereinfacht und erweitert. Außerdem forderte sie eine Lockerung der Kreditvergaberegeln angesichts der Entspannung auf den Kreditmärkten, um den Wohnungsmarkt anzukurbeln.

Große Bahnaufträge fördern öffentliche Projekte

Was öffentliche Projekte angeht, schlugen die Mitglieder der Fédération Nationale des Travaux Publics (FNTP), die 8.000 Unternehmen der Branche vertritt, zu Jahresbeginn einen positiveren Ton an.

Im Januar dieses Jahres zeigten sie sich hinsichtlich ihrer geplanten Aktivitäten deutlich optimistischer als noch im Oktober 2023.

Doch im Februar war dieser Optimismus etwas gedämpft, da die öffentlichen Bauvorhaben weiterhin einen leichten Abwärtstrend aufwiesen. Die Aktivität im Februar sank im Vergleich zum Vormonat um 1 % und im Jahresvergleich um 0,8 %.

Der Verband warnte: „Das Vertrauen, das die öffentlichen Bauunternehmer zu Jahresbeginn zum Ausdruck brachten, muss nun relativiert werden, insbesondere angesichts der Haushaltsbeschränkungen, die auf Seiten der Ministerien und des Staates größer sind als erwartet.“

Ein starker Bereich für öffentliche Projekte war jedoch der Schienenverkehr, wo der Auftragseingang im Februar 2024 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 20,7 % stieg. Grund dafür war die Vergabe einer Reihe mehrjähriger Verträge zur Erneuerung des Netzes durch die französische staatliche Bahn SNCF.

Sowohl Eiffage als auch Vinci gaben im vergangenen Monat bekannt, dass sie im Rahmen des Programms Auftragsgewinne im Wert von mehreren hundert Millionen Euro erzielen würden.

"Pessimistische Aussichten"

Betrachtet man jedoch die Baubranche als Ganzes, lässt sich die Situation kaum beschönigen.

Der jüngste HCOB France Construction PMI warnte, dass die Bauunternehmen nach einem weiteren Rückgang des Auftragsbestands im März und einem im dritten Monat in Folge stärkeren Rückgang der Auftragseingänge bei französischen Bauunternehmen eine „pessimistische Prognose“ für die nächsten zwölf Monate hätten.

Es warnte vor pessimistischen Erwartungen für den Immobiliensektor, Inflation und anhaltender Nachfrageschwäche.

Norman Liebke, Ökonom bei der Hamburg Commercial Bank, sagte: „Die französische Bauwirtschaft schließt das erste Quartal 2024 mit einer schlechten Note ab. Die Aktivität ging einen weiteren Monat lang stark zurück, da sich die Auftragseingänge, die Beschäftigungslage und die Qualität der Subunternehmer verschlechterten.“

„Die Unternehmen blicken demnach im Vergleich zum Vormonat pessimistischer in die Zukunft.“

Er prognostizierte, dass der Abschwung bis ins zweite Quartal andauern und es in der Branche zu einer „breit angelegten“ Rezession kommen werde.

„Obwohl die Aktivität in allen drei Sektoren – Wohnungsbau, Gewerbe und Tiefbau – im März weiter zurückging, war der Rückgang im Wohnbausektor noch ausgeprägter. Erstaunliche 47 % der Befragten berichteten von einem Rückgang der Wohnbauaktivität, während nur 9 % einen Anstieg der Aktivität feststellten“, fügte er hinzu.

Die Organisatoren und Aussteller der Intermat hoffen, dass die dieswöchige Messe dazu beiträgt, den Sektor in einem positiveren Licht erscheinen zu lassen, indem sie Innovationen präsentieren, die die französische und europäische Bauwirtschaft beim Aufbau einer besseren Zukunft unterstützen sollen.

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