EFCA: Wird eine neue Binnenmarktstrategie die Produktivität steigern und die Fragmentierung Europas bekämpfen?

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26 März 2025

Europa begegnet den Herausforderungen seiner Wettbewerbsfähigkeit mit einer neuen Binnenmarktstrategie, die auf eine Steigerung der Produktivität und die Bekämpfung der Fragmentierung abzielt, erklärt die European Federation of Engineering Consultancy Associations (EFCA).

Europa wird sich endlich des seit langem bekannten, aber wenig beachteten Problems des mangelnden Wettbewerbs bewusst. Fragmentierung und andere Nachteile des Binnenmarktes wurden in Berichten wie denen von Letta und Draghi sowie im Jahresbericht 2024 über den Binnenmarkt und die Wettbewerbsfähigkeit anerkannt.

Vor diesem Hintergrund beauftragte die Präsidentin der Europäischen Kommission (EK), Ursula von der Leyen, Vizepräsidentin Séjourné mit der Entwicklung einer Binnenmarktstrategie für die neuen und sich rasch entwickelnden Umstände, mit denen wir konfrontiert sind.

Die Arbeiten an dieser Strategie haben kürzlich begonnen. Sie umfasst unter anderem einen Aktionsplan mit Initiativen, die die Kommission in den kommenden Jahren vorlegen will, um das Potenzial des Binnenmarktes voll auszuschöpfen und die Produktivität Europas zu steigern. Die EFCA wird den gesamten Prozess aufmerksam verfolgen und in der Kolumne dieses Monats einige wichtige Aspekte hervorheben, die in das Dokument und seine anschließende Umsetzung aufgenommen werden sollten.

Technische Aspekte

Die Normung ist ein wichtiges, wenn auch manchmal übersehenes Instrument zur Verbesserung des Binnenmarktes. Nach der kürzlich erfolgten Veröffentlichung der Bauproduktenverordnung (CPR) müssen in den nächsten Jahren Hunderte von Normen im Bausektor und in angrenzenden Sektoren entweder aktualisiert oder neu geschaffen werden.

Diese gewaltige Aufgabe wird sich nicht nur auf die Gesetzgebung und technische Aspekte auswirken, sondern auch auf die Lebensqualität aller EU-Bürger. Es ist sowohl eine Chance als auch eine Notwendigkeit für den Ingenieursektor, in den EU-Institutionen und auf CEN-CENELEC-Ebene stärker vertreten zu sein und seine Vorschläge stärker zu berücksichtigen.

Das Thema Kreislaufwirtschaft ist sehr breit gefächert und insbesondere für die Baubranche von Bedeutung. Zudem sind die Ziele für Kreislaufwirtschaft und Klimawandel eng miteinander verknüpft und überschneiden sich teilweise sogar. In diesem Zusammenhang plädiert die Ingenieurbranche für die Einbeziehung und breite Anwendung des Whole Life Carbon (WLC)-Ansatzes.

Der Anwendungsbereich muss erweitert werden – vom derzeit begrenzten Fokus auf die betrieblichen Auswirkungen in der Nutzungsphase hin zur Berücksichtigung des gebundenen Kohlenstoffs in allen Aspekten. Dies ist auch für die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks der gebauten Umwelt von entscheidender Bedeutung und trägt so sowohl der Kreislaufwirtschaft als auch dem Klimawandel Rechnung.

WLC ist ein umfassendes Thema, das die Umsetzung wichtiger EU-Gesetzgebungen wie der BauPVO, der überarbeiteten Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) und der Taxonomie unterstützen und ergänzen kann.

Nachhaltige Beschaffung

Ein besserer Rechtsrahmen für die öffentliche Auftragsvergabe ist sicherlich einer der wichtigsten Wege zur Verbesserung des Binnenmarktes. Dieses wichtige Thema wird die EFCA in der kommenden Zeit gesondert behandeln. Wir können jedoch bereits jetzt sagen, dass wir politische und gesetzliche Änderungen unterstützen, die eine breite Anwendung nachhaltiger Beschaffung, insbesondere im Infrastrukturbereich, gewährleisten.

Dies wird auch zu den Bemühungen um Klimaschutz und Anpassung sowie zur rechtzeitigen Fertigstellung der Infrastruktur des Transeuropäischen Netzes (TEN) beitragen. Die EFCA hat bereits an Nachhaltigkeitsaspekten bei der Auftragsvergabe gearbeitet, und Leser können das EFCA-EIC-Toolkit für die Beschaffung nachhaltiger Infrastruktur einsehen, das auf unserer Website veröffentlicht ist.

Ein zukunftsorientierter Ansatz

Die Digitalisierung wird in der Branche seit langem als wichtiger Wegbereiter für den Binnenmarkt angesehen, und wir drängen auf ihre Beschleunigung und Nutzung, beispielsweise durch eine umfassendere Nutzung von Building Information Modeling (BIM)-Systemen. Darüber hinaus ist die verstärkte Digitalisierung der administrativen und rechtlichen Aspekte im Bausektor, einschließlich verschiedener Genehmigungen und anderer Dokumentationen, unbedingt erforderlich. All diese Veränderungen können den Zeitaufwand erheblich verkürzen, zu einer höheren Qualität der Verwaltungs- und Bauarbeiten sowie zu Kosteneinsparungen beitragen.

Es besteht kein Zweifel daran, dass der Binnenmarkt im Hinblick auf die Anerkennung von Bildungs- und Berufsabschlüssen auf EU-Ebene bereits viele Erfolge erzielt hat, auch im Hinblick auf reglementierte Berufe.

Obwohl einige Fragen noch zu klären sind, ist unser Sektor der Ansicht, dass es wichtiger ist, den Fokus auf die neuen Herausforderungen zu richten, die sich aus der Markt- und Technologieentwicklung ergeben, wie beispielsweise die Abstimmung der verschiedenen Entwicklungen und Initiativen untereinander. Als konkretes Beispiel hierfür plädiert die EFCA dafür, dass die Akademien des Neuen Europäischen Bauhauses (NEB) einen stärkeren Schwerpunkt auf das Ingenieurwesen legen.

Darüber hinaus besteht ein allgemeiner Bedarf an mehr und besseren Schulungen zu IT-Kenntnissen im Allgemeinen und zum Daten-Engineering im Besonderen. Dies sollte in Zusammenarbeit mit einschlägigen Fachleuten aus der Branche erfolgen.

Abschließend begrüßt und unterstützt die EFCA Herrn Séjournés Engagement während seiner Anhörung zur Verbesserung des Rechtsrahmens für KMU, insbesondere da die meisten EU-Ingenieurunternehmen in diese Kategorie fallen. Die Reduzierung des administrativen (und damit finanziellen) Aufwands für KMU ist unerlässlich, beispielsweise durch Maßnahmen wie eine verstärkte Digitalisierung oder das Ziel eines einheitlichen, harmonisierten Satzes von Dokumenten, Genehmigungen, Zulassungen usw., der von allen Mitgliedstaaten übernommen werden sollte.

All dies sind faktische Hindernisse für die freie Arbeit von KMU in der EU. Ihre Beseitigung sollte Priorität haben, insbesondere da einige nationale Märkte für Ingenieure schwieriger zugänglich sind als andere. Letztendlich sind die Binnenmarktpolitik und -gesetzgebung entscheidend für die Verbesserung der Situation aller EU-Unternehmen. Wir hoffen, dass Herr Séjourné und die neue Kommission diese Aspekte berücksichtigen werden.

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