Europäische OEMs beobachten die US-Wahlen mit Vorsicht, da sie versuchen, ihre globale Wettbewerbsfähigkeit zu steigern

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Graue Wolken hingen tief über Madrid, als sich führende Vertreter der Baubranche, Technologie-Innovatoren und politische Entscheidungsträger im Finanzviertel der spanischen Hauptstadt zum CECE-Kongress 2024 trafen.

Der einfarbige Himmel spiegelte einen wirtschaftlichen und politischen Hintergrund für die europäischen OEMs im Baugewerbe wider, den man als etwas düster beschreiben könnte.

Doch die Atmosphäre im Hotel Melia Castilla, wo die Veranstaltung stattfand, war von Zielstrebigkeit geprägt, während die Teilnehmer darüber nachdachten, wie sie sich am besten anpassen und weiterentwickeln könnten. Dabei erkannten sie, dass in einer unberechenbaren Welt Kooperation ihr größtes Kapital sein kann.

Das diesjährige Thema „Reindustrialisierung Europas “ legte einen besonderen Schwerpunkt darauf, wie technologische Fortschritte wie Automatisierung und Digitalisierung das Baugewerbe und die Entwicklung der Infrastruktur revolutionieren können.

Da Spanien von 2024 bis 2025 den Vorsitz des CECE innehat, wurde auf dem Kongress auch die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den europäischen Ländern zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Branche auf globaler Ebene hervorgehoben.

Wie dringend es ist, die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, wurde im Verlauf der Konferenz immer deutlicher, als die Delegierten mehr darüber erfuhren, wie die OEMs in der Region ihren Weg durch eine Reihe von Herausforderungen finden müssen.

Volatilität der Nachfrage
Jose Nieto, Rede auf dem CECE-Kongress 2024 in Madrid, Spanien Jose Nieto bei seiner Rede auf dem CECE-Kongress 2024 in Madrid, Spanien (Bild: CECE)

Jose Antonio Nieto, der derzeitige CECE-Präsident und CEO von Putzmeister Iberico, erklärte Construction Europe , wie der europäische Baumaschinenmarkt mit einer ungleichen Nachfrage in verschiedenen Sektoren und Regionen zu kämpfen hat. Er hob sowohl die Herausforderungen als auch die Wachstumsbereiche der europäischen Bau- und Bergbaumärkte hervor.

Laut Nieto verzeichnet Südeuropa ein bescheidenes Wachstum. In Ländern wie Spanien, Portugal und Italien ist die Nachfrage nach Baumaschinen leicht gestiegen. „Einige Märkte sind besser als andere“, bemerkte er und wies darauf hin, dass diese Regionen zwar widerstandsfähig seien, der Großteil des übrigen Europas jedoch mit Rückgängen zu kämpfen habe, insbesondere da die Bautätigkeit im letzten Quartal 2023 deutlich nachgelassen habe.

Im Gegensatz dazu beobachtet Nieto einen ganz anderen Trend im Bergbau: „Der Bergbau boomt“, erklärte er und betonte damit die starke und wachsende Nachfrage des Sektors nach Ausrüstung. Obwohl es in Europa nicht die ausgedehnten Bergbaulandschaften anderer Regionen gibt, sollen die lokalen Hersteller von diesem Aufwärtstrend profitieren.

US-Wahlen und europäische Instabilität mit Vorsicht verfolgen

Nieto sprach die Auswirkungen geopolitischer und wirtschaftlicher Zwänge auf den europäischen Baumaschinenmarkt an und verwies auf weitverbreitete Zurückhaltung sowohl auf regionalen als auch globalen Märkten. Auf die Frage nach den Hauptursachen für die nachlassende Nachfrage nach Baumaschinen verwies Nieto auf die komplexe politische Landschaft und deutete an, dass Käufer aufgrund der Unsicherheit Investitionen zurückhalten.

„Geopolitische Faktoren beeinflussen den Markt zweifellos“, bemerkte er und nannte insbesondere die bevorstehenden US-Wahlen als möglichen Wendepunkt. „Wenn Trump gewinnt, können wir von ihrer Seite noch mehr Protektionismus erwarten“, sagte er und warnte, dass ein solcher Schritt weltweit Wellen schlagen könnte. „Wenn ein Land Mauern baut, neigen die anderen dazu, zu folgen.“ Und er beschrieb ein mögliches Szenario eines zunehmenden wirtschaftlichen Isolationismus, der den grenzüberschreitenden Handel und Investitionen im Baugewerbe behindern könnte.

Nieto unterstrich auch die Auswirkungen der politischen Instabilität in Europa, die seiner Meinung nach potenzielle Investoren beunruhigt. „Im Moment mangelt es in Europa im Vergleich zu den Vorjahren an einer starken, stabilen Regierungsführung“, stellte er fest und wies darauf hin, dass die derzeitigen Regierungen Frankreichs und Deutschlands die Macht nicht so fest im Griff hätten wie ihre Vorgänger.

Angesichts der zunehmenden Zahl von Koalitionsregierungen aus allen politischen Lagern fehle vielen europäischen Ländern die einheitliche Führung, die nötig sei, um den Wirtschaftsführern Vertrauen einzuflößen, argumentierte Nieto. Das daraus resultierende Umfeld, erklärte er, führe dazu, dass Unternehmen zögern, in langfristige Projekte zu investieren – ein Trend, der sich wahrscheinlich fortsetzen wird, wenn sich die politische Stabilität nicht verbessert.

Zusammenarbeit zur Stabilisierung des Wachstums

Angesichts dieses Drucks forderte Nieto ein kollaboratives Ökosystem innerhalb der Baumaschinenbranche, das zur Stabilisierung des Wachstums beitragen und es den Unternehmen ermöglichen könne, sich schneller an regionale Veränderungen anzupassen und neue Chancen sowohl auf traditionellen als auch auf expandierenden Märkten zu nutzen.

Félix Gil und Gabriel García Rubio von Integra sprechen auf dem CECE-Kongress 2024 in Madrid, Spanien (Bild: CECE) Félix Gil und Gabriel García Rubio von Integra sprechen auf dem CECE-Kongress 2024 in Madrid, Spanien (Bild: CECE)

Er betonte, dass „die nachhaltige Reindustrialisierung Europas für seine Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt von entscheidender Bedeutung ist und einen entscheidenden Schritt zur Erreichung der Umweltziele darstellt. Dies sollte eine der wichtigsten Prioritäten der nächsten Legislaturperiode sein.“

Er forderte eine Industrieagenda der Europäischen Union (EU), die sowohl die Digitalisierung als auch die Innovation umfasst, um die industrielle Zukunft Europas in einer sich rasch wandelnden Weltwirtschaft zu sichern.

Felix Gil, CEO von Integra Tecnología, und Gabriel Garcia Rubio, Leiter für Innovation bei Integra, schlossen sich Nietos Ansichten zur Zusammenarbeit an und betonten, dass innerhalb der europäischen Baumaschinenbranche eine stärkere Zusammenarbeit zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit dringend erforderlich sei.

Während ihrer Präsentation betonten Gil und Rubio, dass europäische Unternehmen und Branchenteilnehmer über ein etabliertes Netzwerk mit „Leuten verfügen, die sich kennen und bereits im selben Sektor tätig sind.“

Um jedoch mit der rasanten Innovationsdynamik auf anderen globalen Märkten Schritt halten zu können, betonten sie, wie wichtig es sei, „die Zusammenarbeit zu verstärken“ und „gemeinsam in die Schaffung höherer Werte und die Verbesserung der Preisstrukturen im Laufe der Zeit zu investieren“.

Von den USA und China lernen

Zwar gebe es bereits eine solche Zusammenarbeit, doch könnten europäische Unternehmen von einem einheitlicheren Ansatz profitieren, um mit der Unterstützung aus den USA und China konkurrieren zu können, argumentierten sie.

Auf die Frage des Publikums, warum Europa in puncto Zusammenarbeit möglicherweise hinter diesen Regionen zurückbleibt, wurde darauf hingewiesen, dass es nicht unbedingt an einem Mangel an Kooperationsbereitschaft liege, sondern vielmehr an Unterschieden in der staatlichen Förderung von Innovationen.

Auch die europäischen Vorschriften tragen zur Komplexität bei und erschweren die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch.

Gil und Rubio betonten, dass regulatorische Rahmenbedingungen manchmal eine offene Zusammenarbeit behindern, was wiederum die Innovationsrate beeinträchtigen kann. „Die Regulierung in Europa hindert uns manchmal daran, Informationen auszutauschen“, erklärten sie und stellten fest, dass Europa und die USA zwar eine vergleichbare Marktgröße haben, die USA jedoch tendenziell ein innovationsfreundlicheres Umfeld fördern. Darüber hinaus schlug er vor, dass Europas vergleichsweise begrenzte Finanzierungspools ein Faktor für die Innovationslücke der Region sein könnten.

Schwankende Marktanforderungen

Sebastian Popp, Wirtschaftsmanager bei CECE, gab einen Überblick über die aktuelle Lage der Baumaschinenbranche in Europa und bot dabei wenig Optimismus. Er betonte, dass der anhaltende Abschwung weit über das Segment der Baumaschinen für Wohngebäude hinausgeht und alle europäischen Marktregionen betrifft, die kürzlich ins Minus gerutscht sind.

Popp wies jedoch darauf hin, dass sich der Rückgang im vierten Quartal aufgrund eines statistischen Basiseffekts verlangsamen könnte. Dennoch warnte er, dass ein Umsatzrückgang von 20 % auf dem europäischen Markt für 2024 unvermeidlich sei.

Mit Blick auf die Zukunft stellte Popp fest, dass im nächsten Jahr Ersatzinvestitionen anstehen könnten, insbesondere in der Mietbranche. Er warnte jedoch davor, dass nach Jahren der Konjunkturausgaben wahrscheinlich wieder Sparmaßnahmen ergriffen werden, auch wenn die Nachfrage nach Infrastrukturinvestitionen in vielen europäischen Regionen robust bleibt.

Der CECE-Kongress 2024 in Madrid bot eine wichtige Plattform zur Untersuchung des aktuellen Klimas der europäischen Baumaschinenindustrie. Die Veranstaltung beleuchtete ein Umfeld, das sowohl von Herausforderungen als auch von Chancen geprägt ist, da die Beteiligten mit Problemen wie geopolitischen Unsicherheiten, schwankenden Marktanforderungen und der Notwendigkeit nachhaltiger Praktiken konfrontiert waren.

Trotz des Abschwungs gab es Anzeichen dafür, dass sich Investitionsmöglichkeiten ergeben könnten, insbesondere im Infrastruktur- und Vermietungssektor. Insgesamt unterstrich der Kongress die Notwendigkeit strategischer Partnerschaften und regulatorischer Reformen als wesentliche Elemente zur Wiederbelebung des europäischen Baumaschinenmarkts und zur Förderung langfristigen Wachstums.

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