Baumarktausblick 2025: Frankreich

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31 März 2025

Frankreichs Stagnation und Handelsspannungen könnten den Euro vor einer Erholung Ende 2025 weiter unter Druck halten. Scott Hazleton, Consulting Director bei S&P Global Market Intelligence, analysiert die aktuelle Lage des französischen Baumarkts.

Die französische Wirtschaft stagnierte im letzten Quartal 2024 erneut, nachdem sie im dritten Quartal trotz der Olympischen Spiele nur 0,4 % gewachsen war. Die Inflation ist deutlich zurückgegangen, und wir erwarten, dass sie auch 2025 moderat bleibt. Wir gehen davon aus, dass die anhaltende politische Unsicherheit in Frankreich, die Aussicht auf zunehmende Handelsspannungen, ein sehr gedämpftes Wirtschaftsniveau und ein nachlassender Inflationsdruck den Euro im ersten Quartal 2025 unter Druck halten werden.

Wir erwarten dann, dass der Euro ab dem zweiten Quartal schrittweise an Wert gewinnt und bis Ende 2025 die Marke von 1,05 US-Dollar erreicht. Die sinkende Inflation und die nachlassende Wirtschaftsaktivität dürften es der Europäischen Zentralbank ermöglichen, die Zinsen weiter zu senken.

Wir gehen davon aus, dass die EZB den Leitzins im Jahr 2025 um 125 Basispunkte senken wird, sodass der Einlagenzins bis Ende 2025 einen Endpunkt von 1,75 % erreichen wird. Die Aussicht auf Zölle auf Warenexporte in die USA und mögliche Vergeltungsmaßnahmen der EU stellen ein wesentliches Abwärtsrisiko für unsere Prognose dar.

Beschränkungen der öffentlichen Ausgaben

Die realen Gesamtausgaben für Bauprojekte in Frankreich sinken seit 2022 und werden 2024 voraussichtlich um 3,9 % sinken. Dies markiert das schwächste jährliche Wachstum seit 2009 (2020 ausgenommen). Darin spiegeln sich ungünstige Wirtschafts- und Finanzierungsbedingungen wider, die das Wachstum auch 2025 belasten werden. Die Ausgaben werden voraussichtlich nur um 0,2 % steigen. Die Erwartungen einer verhaltenen Erholung werden durch einen schwachen Auftragsbestand verstärkt, während die anhaltende politische und handelspolitische Unsicherheit das Verbraucher- und Unternehmensvertrauen zusätzlich dämpfen wird. Eine straffere Finanzpolitik dürfte zudem die öffentlichen Ausgaben für Bauprojekte einschränken. Diese Gegenwinde verschärfen die anhaltenden Herausforderungen hinsichtlich der Verfügbarkeit und Kosten von Arbeitskräften und Materialien sowie der strengen Umweltvorschriften für neue Bauprojekte.

Frühindikatoren wie der von S&P Global erstellte Einkaufsmanagerindex (PMI) der Hamburg Commercial Bank (HCOB) zeigten, dass sich der Abwärtstrend der Bautätigkeit Anfang 2025 fortsetzte, wenngleich sich das Tempo des Rückgangs auf den niedrigsten Stand seit 14 Monaten verlangsamte. Dies war auf langsamere Rückgänge im Wohnungs- und Gewerbebau zurückzuführen, während die Tiefbautätigkeit den zweiten Monat in Folge und mit dem schnellsten Tempo seit Mai 2024 zunahm.

Wie schon in den vergangenen drei Jahren schnitt der Wohnungsbau am schlechtesten ab. Die Januar-Umfrage zeigte, dass die Auftragseingänge aufgrund geringerer Ausschreibungen, Kundenzögerlichkeit und hoher Kreditkosten weiterhin stark zurückgingen. Gleichzeitig stieg die Inflation der Inputkosten auf ein 16-Monats-Hoch. Daher blickten französische Bauunternehmen pessimistischer auf die Aussichten für die nächsten zwölf Monate.

Zweistelliger Rückgang

Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnimmobilien sank 2024 zweistellig, was 2025 zu einem weiteren Rückgang der Wohnungsbauausgaben um 0,5 % führen dürfte. Das Auslaufen des Mietinvestitionsprogramms Pinel zum 31. Dezember 2024 und eine Budgetkürzung für das Programm MaPrimeRénov' zur Verbesserung der Energieeffizienz von Wohnimmobilien werden die Wohnungsnachfrage und die Renovierungstätigkeit zusätzlich belasten. Obwohl die Zinsen im Jahresverlauf weiterhin schrittweise sinken werden, dürfte dies die Wohnimmobilienmarktaktivität erst 2026 deutlich ankurbeln. Dann wird ein Wachstum von 2,4 % prognostiziert.

Im Nichtwohnungsbau dürften die Bauausgaben im Jahr 2024 um 2,2 % gesunken sein, und für 2025 wird ein weiterer Rückgang um 0,3 % erwartet. Investoren und Bauträger bleiben angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums, der angespannten Finanzierungsbedingungen, der hohen Baukosten und der allmählich steigenden Arbeitslosigkeit vorsichtig. Politische Unsicherheit dürfte sich auch auf die Umsetzung öffentlicher Projekte auswirken, während die Aussicht auf Handelsspannungen das Vertrauen der Investoren weiter schwächen könnte. Eine Verbesserung der Wirtschafts- und Finanzierungsbedingungen dürfte dann zu einer Erholung des Wachstums auf 1,9 % im Jahr 2026 führen.

Der für 2025 erwartete Rückgang im Nichtwohngebäudebau wird auch durch einen schwachen Auftragsbestand untermauert. Aktuelle Daten des INSEE zeigen, dass die Baugenehmigungen (gemessen nach Quadratmetern Grundfläche) in Frankreich im Jahr 2024 stagnierten (0,0 %), während die Baubeginne im Nichtwohngebäudebau gemessen nach Grundfläche im Vergleich zu 2023 um 10,6 % zurückgingen. Allein das verarbeitende Gewerbe verzeichnet positives Wachstum, das kurzfristig von Elektrogeräten und mittelfristig von Chemie- und Transportausrüstungen getragen wird.

Steuerlicher Druck

Das französische Industriebausegment ist im Vergleich zu Büro-, Gewerbe- und institutionellen Gebäuden relativ klein, was die Prognose belastet. Diese Segmente erholten sich nach der COVID-Pandemie in den Jahren 2022 und 2023, brachen jedoch 2024 deutlich ein. Das schwache Einkommenswachstum der Verbraucher schreckt Investitionen im Einzelhandel und Gastgewerbe ab, während der fiskalische Druck das institutionelle Wachstum hemmt. Gesundheits- und Sozialdienste könnten sich bis Ende 2025 etwas erholen, die Bildungsstrukturen scheinen jedoch bis weit ins Jahr 2027 hinein schwach zu sein.

Angesichts der angespannten öffentlichen Finanzen werden die Ausgaben für den Infrastrukturbau 2024 voraussichtlich um 1,0 % sinken. Trotz der anhaltenden politischen Unsicherheit und einer strafferen Finanzpolitik dürfte sich das Ausgabenwachstum 2025 auf 2,5 % und 2026 auf 3,0 % verbessern. Das Untersegment Verkehrsinfrastruktur wird aufgrund von Straßenbauprojekten sowie der Renovierung und Modernisierung der Schieneninfrastruktur kurzfristig das höchste Wachstum verzeichnen. Das Segment wird zusätzlich durch das im September 2020 angekündigte 100-Mrd.-Euro-Konjunkturprogramm „France Relance“ unterstützt, das die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie ankurbeln soll. Von der Gesamtsumme werden 40,3 Mrd. Euro von der Europäischen Union für den Nationalen Wiederaufbau- und Resilienzplan (NRRP) des Landes finanziert. Der NRRP, der den Zeitraum 2021–2026 abdeckt, umfasst 4,4 Mrd. Euro für die Modernisierung des Schienennetzes.

Das Segment wird von mehreren Eisenbahnprojekten profitieren, darunter die 25 Milliarden Euro teure Hochgeschwindigkeitsstrecke Turin-Lyon zwischen Frankreich und Italien. Die 270 Kilometer lange Strecke umfasst den 57,5 Kilometer langen Mont-Cenis-Basistunnel, den längsten Eisenbahntunnel der Welt. Die Bauarbeiten sind bereits im Gange; die Strecke soll 2032 in Betrieb gehen. Auch das Projekt Grand Paris Express, das bis 2031 den Bau von 68 neuen Bahnhöfen und vier weitere 200 Kilometer lange Strecken rund um die französische Hauptstadt umfasst, wird für zusätzliche Aufträge sorgen.

Seit Anfang 2024 wurden einige Großaufträge vergeben: ein 700-Millionen-Euro-Auftrag zur Modernisierung von über 700 Kilometern Gleisen und Schotter in ganz Frankreich bis Ende 2030 sowie zwei Aufträge im Wert von rund 415 Millionen Euro für den Austausch der Gleisanlagen der Hochgeschwindigkeitsstrecken Atlantique, Nord und Sud-Est sowie für die Erneuerung von 524 Kilometern Gleisen im gesamten französischen Schienennetz.

Mehrere Verkehrsprojekte laufen jedoch Gefahr, zurückgefahren oder sogar gestrichen zu werden, nachdem die Gruppe „Ökologen und Soziales“ der Nationalversammlung einen Gesetzentwurf vorgelegt hat, der ein Moratorium für französische Straßen- und Autobahninfrastrukturprojekte vorsieht, um die Kohlendioxidemissionen zu senken.

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