Radlader: Wie geht es weiter in ihrer Entwicklung?

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Da Bauprojekte immer komplexer und umfangreicher werden, ist die Nachfrage nach Geräten, die Leistung, Agilität und Präzision vereinen, so groß wie nie zuvor. Radlader stehen an der Spitze dieser Entwicklung und definieren neue Maßstäbe für Produktivität und Anpassungsfähigkeit.

Moderne Baustellen verändern sich ständig und das bedeutet, dass sich auch ihre Anforderungen ändern. Projekte erfordern mehr Technologie, verbesserte Systeme und höhere Produktivität.

Philipp Schwartz, Produktmanager für Radlader in der Region Europa, Naher Osten und Afrika bei Yanmar, versichert, dass sich Design und Technologie der Radlader in den letzten Jahren weiterentwickelt haben.

Der V7 ist die kleinste Maschine im Sortiment von Yanmar (Foto: Yanmar)

„Den größten Einfluss hatte die Europäische Union mit ihrer Abgasverordnung zur Reduzierung von Stickoxiden und Feinstaub. Dies hatte Auswirkungen auf das Design und den Platzbedarf der Abgasnachbehandlungsanlagen, wie zum Beispiel des Dieselpartikelfilters. Diese Partikelfilter benötigen ebenfalls Platz.“

Die Hersteller mussten das Design ihrer Geräte ändern, um sicherzustellen, dass alles in die Maschine passt.

„Ein Aspekt, der mit einem Downgrade des Motors einhergeht, ist, dass manche Hersteller die Motorleistung reduzierten, um eine bestimmte Emissionsgrenze zu vermeiden“, sagt Schwartz.

Auch auf der Zuliefererseite hat sich einiges getan, denn hydraulische Antriebsstränge sind im Laufe der Jahre dank Forschung und Entwicklung immer effizienter geworden.

Antriebstechnik

Auch Ladislav Junek, Produktmanager für Radlader bei Develon Europe, stimmt zu, dass die Motor- und Antriebstechnologie eine entscheidende Rolle bei der aktuellen Entwicklung der Radlader gespielt hat.

„Die Motorentechnologie hat sich deutlich verbessert“, sagt Junek. „Das hat zu einer besseren Kraftstoffeffizienz geführt und senkt nicht nur die Gesamtbetriebskosten, sondern entspricht auch der zunehmenden Bedeutung umweltfreundlicher Designs.“

Junek betont auch, dass stufenlose Getriebe (CVT) immer beliebter und akzeptierter werden. „CVTs können einen bis zu 25 % geringeren Kraftstoffverbrauch bieten als herkömmliche Lastschaltgetriebe. CVTs ermöglichen es dem Motor, mit der effizientesten Drehzahl zu laufen, was den Kraftstoffverbrauch senkt und die Emissionen reduziert“, sagt er.

Fernando Cuppone, Produktmanagement Radlader bei Case Construction Equipment, sagt, dass die Frage, wie sich die Produktivität steigern und gleichzeitig die Besitz- und Betriebskosten senken lasse, eine ständige Herausforderung sei.

„Das mag widersprüchlich erscheinen, da allgemein angenommen wird, dass eine Produktivitätssteigerung mit einer höheren Leistung und damit höheren Betriebskosten verbunden ist. Das ist jedoch nicht immer der Fall: Eine präzise Konstruktion in Kombination mit modernster Technologie kann diese Vorstellung umkehren“, verrät Cuppone.

Philipp Schwartz, Produktmanager Radlader, Region EMEA, Yanmar (Foto: Yanmar)

Während sich Design und Technologie der Radlader im Laufe der Jahre verändert haben, ist für ihre Weiterentwicklung auch die Weiterqualifizierung und Bindung der Arbeitnehmer in der Branche von entscheidender Bedeutung.

„Die Anwender haben Schwierigkeiten, qualifizierte Bediener zu finden und/oder ihre aktuelle Belegschaft zu schulen. Um ihnen zu helfen, statten wir unsere Radlader mit intelligenten Technologien und benutzerfreundlichen Bedienelementen aus, um die Effizienz sowohl der Bediener als auch der Baustellenmitarbeiter zu steigern“, erklärt Thierry Brasseur, leitender Marktexperte für mittelgroße Radlader bei Caterpillar.

„Beispielsweise können alle unsere Radlader jetzt mit unserem einzigartigen Lenk-Joystick ausgestattet werden. Er wird mit Kraftrückmeldung gesteuert, ist in allen Anwendungen einfach zu bedienen und reduziert die Ermüdung des Bedieners während seiner Arbeitsschicht erheblich. Die Funktionen „Inform“ und „Assist“ helfen dem Bediener, seine Bedientechnik in verschiedenen Anwendungen zu verbessern.“

Brasseur geht davon aus, dass es für die Weiterentwicklung von Radladern auch weiterhin von entscheidender Bedeutung sein wird, Methoden zu finden, um dem Bedienermangel in der Baubranche zu begegnen und sicherzustellen, dass die Bediener ausreichend geschult sind.

Auch die Verbesserung der Gesamteffizienz und die Senkung der Betriebskosten durch den Einsatz der Digitalisierung und neuer Technologien sind Veränderungen, denen kontinuierlich Priorität eingeräumt werden muss.

Elektrisierende Konstruktion

Die Elektrifizierung bleibt bei den meisten Herstellern von Baumaschinen ein wichtiger Trend und kompakte Radlader gehören zu den am häufigsten elektrifizierten Produkten.

Schwartz von Yanmar ist davon überzeugt, dass es sich dabei um den größten Trend in der Branche handelt, der allen Herstellern gemein ist.

„Wir haben auf der Bauma in München gesehen, dass es nicht nur Radlader gab, sondern auch elektrische Minibagger und mittelgroße Bagger“, sagt er. „Jeder Hersteller brachte mindestens ein elektrisches Produkt auf den Markt, selbst wenn es sich dabei um einen Prototyp handelte.“

Vor Kurzem hat Liebherr den batterieelektrischen Radlader L 507 E auf den Markt gebracht, den ersten elektrischen Radlader des Unternehmens.

Der neue Elektro-Radlader L 507 (Foto: Liebherr)

Die auf dem Liebherr-Radlader L 507 Stereo basierende Maschine soll je nach Einsatzbedingungen eine Laufzeit von bis zu acht Stunden haben und eine Leistung bieten, die einer konventionell angetriebenen Maschine der gleichen Größenklasse entspricht, teilte das Unternehmen mit.

Durch den batterieelektrischen Antrieb steht jederzeit die volle Leistung zur Verfügung und ermöglicht dem Bediener, was Liebherr als „dynamische Arbeitsbewegungen und reaktionsschnelles Handling“ bezeichnet.

Gleichzeitig ist es aufgrund der geringen Lärmemissionen und der Vermeidung von CO2-Emissionen vor Ort für Innenstädte geeignet, wo Abgas- und Lärmemissionen eine Rolle spielen.

Das Hochspannungsbatteriesystem wurde speziell für das neue Modell entwickelt und bietet „kraftvolle Leistung und effizientes Laden“, während das modulare Batteriedesign den Einbau einer zweiten Lithium-Ionen-Batterie ermöglicht, um die Laufzeit zu verlängern.

Je nach Ladetechnik und Leistungsaufnahme des Fahrzeugs kann die Batterie in etwa anderthalb bis drei Stunden vollständig aufgeladen werden. Gleichzeitig wird die bei Bergabfahrten und Bremsvorgängen erzeugte Energie durch Rekuperation wieder in die Batterie zurückgespeist, was die Effizienz steigert.

Die maximale Kipplast beträgt 3,7 Tonnen, während sein maximales Betriebsgewicht von 6,1 Tonnen höher ist als die 5,8 Tonnen des herkömmlichen Modells.

Zukünftige Technologielösungen

Während die Hersteller immer mehr Geräte elektrifizieren, stellt sich die Frage: Was kommt als Nächstes? Für Schwartz fungiert die Elektrifizierung lediglich als Brücke für weitere Technologien und ist auch von politischen Entscheidungen abhängig.

„Es ist nicht 100 % klar, wohin sich die Branche entwickeln wird. Ich denke, es gibt viele politische Diskussionen darüber, was wir in Zukunft tun werden. Ich denke, die Richtung wird das sein, was sich aus der politischen Diskussion ergibt – das ist die Richtung, die wir einschlagen müssen.“

Der Develon DL60 Radlader (Foto: Develon)

Er fügt hinzu, dass es in der Radladertechnologie eine Vielzahl von Fortschritten und Innovationen geben wird. „Die Möglichkeiten mit Niederspannung und Hochspannung im System führen uns zu unterschiedlichen Maschinenkonzepten. Mit Hochspannung können Sie die Anzahl der Teile und die Kosten reduzieren. Auf der anderen Seite müssen Sie eine höhere Ausbildung haben, um mit Hochspannung arbeiten zu können.“

Schwartz fügt hinzu: „Ich denke auch, dass die Industrie sich mit Hybridtechnologie beschäftigt oder daran arbeitet, aber das betrifft eher schwerere Maschinen. Für die Größe meines Radladers, für den ich verantwortlich bin, gibt es keine Hybridlösung und sie wird auch nicht untersucht.“

„Zurzeit wird die Konnektivität das größte Thema sein, da der Benutzer normalerweise nicht ausschließlich eine Yanmar-Flotte hat. Und er muss sein Datenmanagementsystem verbinden. Konnektivität ist und wird ein wichtiger Treiber für den Datenaustausch sein.“ Um die Herausforderungen rund um die Daten zu bewältigen, plant Yanmar laut Schwartz die Einführung einer neuen Hardware für sein Telematiksystem namens Smart Assist Remote (SAR). Dies umfasst sowohl 5G- als auch 4G-Telekommunikation.

Datenherausforderungen im Bauwesen

Cuppone von Case Construction ist ebenfalls davon überzeugt, dass die Beziehung zwischen Hardware und Software in Zukunft ein Treiber für die Entwicklung sein wird.

„Der weit verbreitete Einsatz elektronischer Hardware und der dazugehörigen Software für das Funktionsmanagement eines Radladers ist in der Tat ein starker Faktor, der die zukünftige technologische Entwicklung vorantreibt.

Fernando Cuppone, Produktmanagement Radlader, Case Construction Equipment (Foto: Case Construction Equipment)

„Ein gezielter und hoffentlich verantwortungsvoller Einsatz künstlicher Intelligenz könnte den Bediener dazu veranlassen, die Arbeit unter bestimmten Baustellenbedingungen zu optimieren und/oder die bereits vorhandenen Sicherheitsfunktionen zu verbessern, mit dem Ziel, mittelfristig ein teilautonomes oder langfristig sogar ein vollständig autonomes Fahren zu erreichen.“

Es besteht eine zunehmende Nachfrage danach, Flotten vollständig unter Kontrolle zu haben, selbst wenn sie sich an verschiedenen Einsatzorten befinden, indem man Echtzeitberichte über die Produktivität, den Kraftstoffverbrauch und die korrekte Nutzung aller einzelnen Fahrzeuge erhält.

„Der Benutzer möchte auch in Bezug auf Wartung und Reparaturen keine Sorgen haben, und hier spielt die Konnektivität eine wichtige Rolle. Es geht darum, rechtzeitig Warnmeldungen zu generieren, wenn die Wartungsintervalle bald ablaufen, und/oder dem Händler die Möglichkeit zu geben, im Falle eines Geräteausfalls eine Ferndiagnose durchzuführen“, sagt Cuppone.

„Die Maximierung der Produktivität und Maschinenverfügbarkeit ist eines der Hauptziele jedes Benutzers, und Konnektivität kann dabei eine große Hilfe sein.“

Die Forderungen nach höherer Produktivität, niedrigeren Betriebskosten und innovativer Technologie nehmen zu und treiben die OEMs bei ihrer Forschung und Entwicklung voran. Die Zeiten ändern sich zweifellos, und es scheint, dass die Räder gut in Bewegung sind, um eine der beliebtesten Maschinen im Baugewerbe weiterzuentwickeln.

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