Der langfristige Ansatz von Bouygues Construction zur Abwicklung großer Projekte und zur Digitalisierung

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Bouygues Construction ist am Bau des Colne Valley Viadukts im Rahmen von HS2 beteiligt Bouygues Construction ist im Rahmen von HS2 am Bau des Colne Valley Viaduct beteiligt (Foto: HS2)

Von Arbeitskräftemangel und Netto-Null-Zielen bis hin zu Investitionslücken in der Infrastruktur – die europäische Baubranche steht vor komplexen Herausforderungen. Renaud Digoin Danzin, Strategiedirektor von Bouygues Construction, erklärt Catrin Jones, wie das Unternehmen mit langfristigen Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Großprojektabwicklung darauf reagiert.

Vom Tunnelbau unter australischen Städten bis hin zur Neugestaltung des britischen Eisenbahnnetzes – Bouygues Construction prägt einige der ehrgeizigsten Infrastrukturprojekte weltweit.

In einem Jahr, das von rasantem technologischen Wandel und wachsendem Druck zu mehr Nachhaltigkeit geprägt ist, macht das Unternehmen an mehreren Fronten Fortschritte: Es investiert in digitale Innovationen, reduziert den CO2-Ausstoß und expandiert in wachstumsstarke Sektoren wie Rechenzentren und dekarbonisierte Energie.

Interpretation von Lower Thames Crossing Eine digitale Darstellung der Lower Thames Crossing, Großbritannien. Neue Straßen und ein zweiröhriger Tunnel unter der Themse werden die Autobahn M25 bei Brentwood mit der A2 östlich von Gravesend verbinden (Foto: National Highways).

Die vielfältigen Aktivitäten des Unternehmens führten zu starken Finanzergebnissen. Im Jahr 2024 verzeichnete die Bouygues-Gruppe einen Betriebsgewinn von 2,5 Milliarden Euro (2,8 Milliarden US-Dollar) und einen Gesamtumsatz von 56,8 Milliarden Euro (63,1 Milliarden US-Dollar). Dies ist auf eine Reihe wegweisender Verträge und den Fokus auf eine langfristige Transformation zurückzuführen.

Renaud Digoin Danzin, Strategiedirektor bei Bouygues Construction, gibt Einblicke in den Ansatz des Unternehmens. Im Mittelpunkt seiner Vision steht die Nachhaltigkeit, insbesondere in Europa, wo die Reduzierung von Emissionen zu einer entscheidenden Priorität geworden ist.

Nachhaltigkeit prägt zunehmend die globale Bauindustrie, insbesondere aber Europa. Bouygues Construction verfolgt dort verschiedene Strategien zur CO2-Reduzierung. Dazu gehören die Verwendung kohlenstoffarmer Materialien, verbesserte Recyclingverfahren und eine sorgfältige Überwachung des Ressourcenverbrauchs.

Digoin Danzin weist darauf hin, dass die Reduzierung der CO2-Emissionen zu einer großen Herausforderung für europäische Bauunternehmen geworden ist und weitreichende Veränderungen in der Projektplanung und -abwicklung mit sich bringt. Bouygues Construction konzentriert sich daher darauf, den CO2-Fußabdruck aller seiner Projekte zu verbessern. Digoin Danzin erklärt: „Bei jedem Projekt, egal ob Neubau oder Renovierung, versuchen wir, den CO2-Fußabdruck zu verringern.“

Herausforderungen

Während die Auswirkungen auf die Umwelt weiterhin einen wichtigen Schwerpunkt darstellen, hat die Baubranche weiterhin mit mehreren Herausforderungen zu kämpfen, die ihre langfristigen Aussichten prägen.

Ein Bild davon, wie das fertige Viadukt aussehen wird Ein Bild davon, wie das fertige Viadukt aussehen wird (Foto: Align JV)

Eines der drängendsten Probleme ist der seit langem bestehende Fachkräftemangel. Die Rekrutierungsprobleme, insbesondere bei jüngeren Arbeitnehmern, verschärfen sich. „Unsere Branche gilt als weniger attraktiv als Technologieunternehmen. Jahrzehntelang hatten wir Schwierigkeiten, junge Fachkräfte zu rekrutieren, und wir spüren die Spannungen, die damit einhergehen. Aber das betrifft nicht nur Europa.“

Auf die Frage, was sich ändern müsse, antwortet er, dass es dafür keine einfache Lösung gebe, da die Herausforderung in der gesellschaftlichen Wahrnehmung liege. „Es ist nicht einfach, die Denkweise von Teenagern und jungen Menschen zu ändern und sie für die Branche zu gewinnen“, sagt er.

Er betont zudem, dass der anhaltende Bedarf an Infrastruktur in ganz Europa ein entscheidender Faktor für die Zukunft des Sektors sei. „In Europa besteht weiterhin ein hoher Infrastrukturbedarf“, sagt er. „Der Bau dieser für die Gesellschaft notwendigen Anlagen erfordert erhebliche Investitionen.“

Da die öffentlichen Haushalte zunehmend unter Druck geraten, rücken alternative Finanzierungsmodelle wieder in den Vordergrund. „Nachdem öffentlich-private Partnerschaften eine Zeit lang weniger beliebt waren, erleben wir weltweit eine erneute Diskussion über die nächste Generation von Finanzierungsmodellen.“

Während frühere Ansätze Grenzen hatten, ist Digoin Danzin der Meinung, dass der Sektor nun besser aufgestellt ist, die gewonnenen Erkenntnisse anzuwenden. „Die erste Welle der letzten 20 Jahre hatte zwar Nachteile, aber wir können die gewonnenen Erkenntnisse nutzen und neue Programme entwickeln, die für die Gesellschaft wertvoll sind und es uns ermöglichen, Objekte zu bauen, die im Staatshaushalt nicht unmittelbar verfügbar sind.“

Noch Wachstumschancen

Trotz dieser Herausforderungen verzeichnet Europa weiterhin ein Sektor mit langsamem, aber stabilem Wachstum. Bouygues Construction sichert sich weiterhin Großprojekte in Schlüsselmärkten wie Großbritannien, wo die staatlichen Investitionen konstant bleiben.

Renaud Digoin-Danzin Renaud Digoin-Danzin (Bild: Bouygues Construction/Didier Cocatrix)

Bouygues Construction ist über seine Tochtergesellschaft Bouygues Travaux Publics maßgeblich an der Entwicklung des Hochgeschwindigkeitsprojekts HS2 beteiligt, das den Bahnverkehr in Großbritannien durch die Verbindung von London und den Midlands verbessern soll. Als Teil des HS2-Konsortiums baut Bouygues Construction wichtige Infrastruktur, darunter Tunnel, Brücken und Bahnhöfe.

Konkret ist das Unternehmen über das Joint Venture Align zusammen mit Sir Robert McAlpine und Volker Fitzpatrick an Abschnitt C1 des Projekts beteiligt. Der Abschnitt nordwestlich von London umfasst den Bau des 3,4 km langen Colne Valley Viadukts und zweier bedeutender Tunnel – der Chilterns Tunnels – mit einer Gesamtlänge von 25,6 km. Der Auftrag für Abschnitt C1 wurde im Juli 2017 vergeben und soll bis 2031 abgeschlossen sein.

Nach der Fertigstellung von HS2 werde das Unternehmen laut Digoin Danzin nicht so schnell nachlassen und habe bereits weitere Projekte in Großbritannien in Planung. „Wir erwarten keine Verlangsamung und befinden uns bereits in der Anfangsphase zweier Großprojekte, darunter der Unteren Themse-Querung.“

​Die Lower Thames Crossing, ein geplantes 23 Kilometer langes Straßen- und Tunnelprojekt, das Kent und Essex verbinden soll, erhielt am 25. März 2025 die Baugenehmigung der britischen Regierung. Der Genehmigung ging ein langwieriger Planungsprozess voraus, der sich über mehr als 15 Jahre erstreckte und von umfassenden Konsultationen, Umweltverträglichkeitsprüfungen und politischen Überlegungen geprägt war.

Verzögerungen wurden auf verschiedene Faktoren zurückgeführt, darunter die Komplexität des Planungssystems, Umweltbedenken und politische Veränderungen. Das Projekt soll 2026 beginnen und Anfang der 2030er Jahre abgeschlossen sein. Bouygues Travaux Publics hat in einem Joint Venture mit Muphy den Auftrag im Wert von 1,3 Milliarden Pfund (1,5 Milliarden Euro) für den Bau eines 4,2 Kilometer langen zweiröhrigen Tunnels unter der Themse erhalten.

Investitionen in Technologie

Die Digitalisierung verändert die Baubranche und ermöglicht neue Effizienzen im Projektmanagement und in der Projektabwicklung. Bouygues Construction investiert im Rahmen umfassender Bemühungen zur Modernisierung der Bauprozesse gezielt in Robotik, künstliche Intelligenz (KI) und fortschrittliche Materialien.

Digoin Danzin erklärt: „Wir stehen am Anfang einer Digitalisierungswelle“, deren Auswirkungen sich zunehmend in allen Bereichen bemerkbar machen. Das Unternehmen hat mit der Einführung modernisierter Managementsysteme begonnen, und die Informationsverarbeitung auf Baustellen wird zunehmend von der Robotik beeinflusst. Erste Versuche mit Robotern zur Durchführung spezifischer Bauaufgaben wurden bereits durchgeführt.

Das Unternehmen erforscht zudem digitale Tools zur Unterstützung der Planung und des Betriebsmanagements. Digoin Danzin erklärt: „Projektplanung war im Bauwesen schon immer ein schwieriges Thema, daher ist alles, was mit Digitalisierung zu tun hat, für uns ein zentrales Thema.“ Diese Entwicklungen sind Teil einer umfassenderen Strategie zur Verbesserung der Effizienz und zur Bewältigung anhaltender Herausforderungen in der Branche.

Bouygues Construction bewegt sich in einer sich rasant verändernden Baulandschaft und schafft die Balance zwischen Wachstum, Nachhaltigkeit und technologischem Fortschritt. Mit laufenden Großprojekten, dem Fokus auf digitale Innovationen und einer wachsenden Präsenz in Schlüsselsektoren ist das Unternehmen für die Zukunft gut aufgestellt.

„In unserer Branche gibt es keine Zauberei“, sagt Digoin Danzin. „Es geht darum, ernsthaft, bescheiden und vorsichtig zu sein – mehr zu liefern als zu versprechen.“

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