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Der Bau großer Staudämme hat in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen.

Nicht nur sind sie aufgrund ihrer hohen Kapitalkosten und langen Vorlaufzeiten, bis sie erste Einnahmen generieren, eine Herausforderung für die Finanzierung, sondern es besteht auch das Risiko erheblicher Umweltauswirkungen und der Vertreibung ganzer Gemeinden.

Doch während die Welt mit dem Klimawandel und dem dringenden Bedarf an saubereren Energiequellen zu kämpfen hat, werden einige riesige neue Megaprojekte zur Wasserkraft wieder auf die lange Bank geschoben.

Im Jahr 2025 ist das Interesse an ambitionierten Projekten wieder gestiegen. Im Folgenden stellen wir vier der größten Staudammprojekte vor, die sich derzeit in der Planungsphase befinden oder kurz vor dem Baubeginn stehen:

1) Medog-Wasserkraftprojekt (Tibet, China)
Der Eingang zum Yarlung Tsangpo Grand Canyon Der Eingang zum Yarlung Tsangpo Grand Canyon (Bild: Biao via AdobeStock – stock.adobe.com)

China hat den Bau des voraussichtlich größten Wasserkraftwerks der Welt genehmigt. Das Medog-Wasserkraftwerk am Unterlauf des Yarlung Tsangpo in Tibet soll entstehen. Nach Fertigstellung könnte es dreimal so viel Strom erzeugen wie der Drei-Schluchten-Damm und schätzungsweise 300 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr produzieren.

Das ursprünglich Ende 2020 angekündigte Projekt sieht den Bau von mindestens vier 20 Kilometer langen Tunneln durch den Berg Namcha Barwa vor, um den Fluss umzuleiten. Die Kosten hierfür werden auf 137 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf das empfindliche Ökosystem der Region und der möglichen Vertreibung tibetischer Gemeinschaften haben jedoch weltweite Kritik ausgelöst. Die chinesische Regierung hat zwar keine Angaben zur Zahl der möglicherweise vertriebenen Menschen gemacht, doch ein Vergleich mit dem Drei-Schluchten-Damm – der 1,4 Millionen Menschen vertrieb – verdeutlicht das Ausmaß der Auswirkungen.

Es gibt auch geopolitische Bedenken. Der Yarlung Tsangpo, der in Indien und Bangladesch in den Brahmaputra mündet, ist für Millionen Menschen eine wichtige Wasserquelle. Einige Analysten, darunter die australische Denkfabrik Lowy Institute, warnen, der Staudamm könnte China die Möglichkeit geben, den Wasserfluss in die Nachbarländer zu kontrollieren.

2) Siang-Wasserkraftprojekt (Indien)
Das Siang-Flusstal in den Bergen von Arunachal Pradesh, Indien Das Siang-Flusstal in den Bergen von Arunachal Pradesh, Indien (Bild: Cyril Redor via AdobeStock – stock.adobe.com)

Als Reaktion auf Chinas Medog-Projekt hat Indien einen eigenen riesigen Staudamm am Siang-Fluss – dem indischen Teil des Yarlung Tsangpo – vorgeschlagen. Das 11.000-MW-Wasserkraftprojekt Siang soll über ein Reservoir mit einer Kapazität von neun Milliarden Kubikmetern verfügen. Neben der Energieerzeugung soll der Damm auch als Puffer gegen mögliche plötzliche Wasseraustritte aus Chinas vorgelagerten Projekten dienen. Indien hofft, dadurch das Hochwasserrisiko in den Bundesstaaten Arunachal Pradesh und Assam sowie in Bangladesch zu verringern.

Obwohl die indische Regierung eine vorläufige Machbarkeitsstudie genehmigt hat, ist das Projekt auf Proteste der örtlichen Bevölkerung gestoßen, die Vertreibung und ökologische Schäden befürchten.

Die Kosten des Projekts werden auf 13,2 Milliarden US-Dollar geschätzt.

3) Rogun-Damm (Tadschikistan)
Rogun-Damm, Tadschikistan, im Bau Rogun-Staudamm, Tadschikistan (Bild: Webuild)

Der Rogun-Staudamm in Tadschikistan wird nach seiner Fertigstellung mit 335 Metern der höchste Staudamm der Welt sein.

Das Projekt befindet sich seit Jahrzehnten in der Entwicklung und erhielt kürzlich durch eine Finanzierungszusage der Weltbank in Höhe von 6,3 Milliarden US-Dollar einen Schub für seine Fertigstellung. Der Damm wird von der italienischen Firma Webuild gebaut.

Nach seiner Fertigstellung – die Fertigstellung ist derzeit für 2033 geplant – wird der Rogun-Staudamm eine installierte Leistung von 3.600 MW haben. Einnahmen aus dem Stromverkauf werden jedoch voraussichtlich erst 2039 erzielt, was die langen Zeiträume verdeutlicht, die mit großen Wasserkraftprojekten oft verbunden sind. Die Fertigstellung des Staudamms wirft zudem Fragen hinsichtlich der Wasserressourcenbewirtschaftung in Zentralasien auf, insbesondere für flussabwärts gelegene Anrainerstaaten wie Usbekistan.

4) Grand-Inga-Damm (Demokratische Republik Kongo)

Der Grand-Inga-Staudamm ist eines der ehrgeizigsten Wasserkraftprojekte der Geschichte. Seine Planung dauerte Jahrzehnte, aber es gelang ihm nur schwer, überhaupt in Gang zu kommen.

Der Grand-Inga-Komplex ist als eine Reihe von sechs Staudämmen am Kongo-Fluss geplant und könnte 40.000 MW Strom erzeugen – mehr als doppelt so viel wie der Drei-Schluchten-Damm – und könnte damit die Energielandschaft Afrikas grundlegend verändern.

In der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) gibt es bereits zwei Staudämme: Inga 1 und Inga 2, die in den 1970er und 1980er Jahren gebaut wurden. Diese Anlagen sind jedoch schlecht gewartet und nur zu 80 Prozent ihrer Kapazität in Betrieb.

Der Bau des 4.800 MW starken Kraftwerks Inga 3 sollte ursprünglich 2018 beginnen, kam jedoch immer wieder zu Verzögerungen. Ende letzten Jahres gab die Weltbank jedoch bekannt, die Gespräche mit der kongolesischen Regierung über eine mögliche Finanzierung wiederaufgenommen zu haben. Dies gab der Weltbank neue Hoffnung für die Zukunft des Projekts, nachdem sie 2016 die Finanzierung eingestellt hatte.

Der Chef des staatlichen Energieversorgers der Demokratischen Republik Kongo, Snel, erklärte im November 2024, dass Inga 3, wenn die Arbeiten 2026 beginnen würden, bereits 2032 mit nur zwei Turbinen Strom erzeugen könnte. Diese könnten dann zur Finanzierung weiterer Turbinen für den Staudamm beitragen.

Die Zukunft des Projekts bleibt jedoch ungewiss.

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